z man – diva https://diva.copyriot.com die elevantisierten Thu, 23 Apr 2020 14:02:24 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.6 https://diva.copyriot.com/wp-content/uploads/2020/03/cropped-IMG_25630320_164157-scaled-2-32x32.jpg z man – diva https://diva.copyriot.com 32 32 MORE! MORE! MORE! HONEY I LIKE IT! HONEY I LIKE IT! https://diva.copyriot.com/2018/10/26/more-more-more-honey-i-like-it-honey-i-like-it/ Fri, 26 Oct 2018 13:39:53 +0000 https://diva.copyriot.com/?p=185 Hessenland! Du hast es in der Hand! Näxten Wahlsonntag ist der Hessenwähler aufgerufen, sein Kreuz abzugeben für die Hessenwahl. Realität und Ersatzrealität, digitale Welt und analoge Welt, führen weiterhin einen zähen Kampf um die Welt-Herrschaft.

Unter dem Motto doppelt gemoppelt hält besser grüsst deswegen immer noch an jeder günstig gelegenen Straßenecke ein Wahplakat den Wähler und die Waehlerin. So mancher fühlt sich umzingelt von so viel Aufmerksamkeit und empfindet die Wahlwerbung als Zumutung. Die Not komplexe Inhalte auf engen Raum in kurze Worte zu fassen, führt zu so mancher grammatikalichen Verstümmelung bzw. Verirrung. Das Phänomen lässt sich täglich auf Seite 1 der BILD Zeitung bewundern: Wie sagen wir es dem Leser bzw. dem Wähler?

Die LINKE löst das Rätsel durch die schlichte Forderung nach MEHR für die Mehrheit bzw. MEHR für Die Kleinen. Das ist originell, wenn nicht gar genial, weil der Leser aufgefordert wird seinen Kopf anzustrengen.

Was genau wird gefordert? Mehr Geld? Mehr Money? Mehr Cash? Mehr Zeit? Mehr Raum? Mehr Fun?

Und wer ist das? Die KLeiNen? Die kleinen Leute? Kleine grüne Männchen? Die kleinen Kinder?

Bingo! Was mich an dem Spruch am meisten anspricht ist das expressive MEHR mit Ausrufezeichen, das wie ein Zeitstrahl in die Zukunft ragt und so ganz nebenbei an die Vergangenheit erinnert.

‚Mehr Tempo! Mehr Glück! Mehr Macht!‘ schreibt Franz Jung 1923 in ‚die Technik des Glücks‘ : ‚Mehr Tempo, mehr Glück – das ist mehr Macht. Macht ist Erlebnistiefe. Intensitätsdichte, die Beherrschung im Rhytmus. (…) Diese Macht setzt nicht mehr das Ziel an die Spitze, den Willen zum Herrschen. (…) Es ist die Steigerung des Ich-Gefühls. (…) Ein Jubel zur Welt, die Rhytmik des Ja-Sagens. (…) Es ist ein psycho-technische Disziplin. (…) Sie ist unfehlbar und schmilzt jeden Widerstand.‘

Das sind Worte, die in ihrer Drastik und Dichte heute nur noch wenig tauglich scheinen für Veränderung einzutreten. Das sind aber auch Worte, die Trauer spüren lassen über den Verlust, die Niederlage und den Untergang der alten Arbeiterbewegung weltweit.

Im Angesicht dessen verstrahlt die Banalität der Parolen, mit der die Erben heute zur Hessenwahl antreten eine gemütliche Grundhaltung, die an eingeschlafene Füße erinnert.

Die Spezidemokraten von der SPD werben z.B. mit dem kryptisch anmutenden Slogan ‚Zukunft jetzt machen‘. Um das besser zu verstehen, bedarf es einer Übersetzung.

Zukunft = zukünftige Generation = Kinder machen. Also: Treibt es bunt! Fortpflanzung jetzt!

Auch nicht besser DIE GRÜNEN mit ‚Vernunft gestaltet geiler….‘. Was geht ab? Wollen DIE GRÜNEN uns noch mal zusätzlich aufgeilen? Baby-Boom-Verschwörung dank Rot-Rot-Grün?

Da lob ich mir die CDU. Ein zerknitterter Hessen-Präsi beschränkt sich auf Satzanfänge:‘ so viel Polizisten wie noch nie’…(nerven rum bis zum Abwinken) oder ‚So viel Arbeitsplätze wie noch nie’… (die kein Mensch braucht). Top of the Cops: Mega-Giga-Cop Volker Bouffier!

Franz Jung schreibt 1923 in der Technik des Glücks im Kapitel ‚Mehr Liebe‘: Wir sind da. Das Erleben weitet sich. (….) Das Erleben bekommt Tempo. Der Rhytmus macht das Glück bewußt. Glück steigert.(….) Der Mensch wächst über sich hinaus. Er wird menschlicher.‘

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Stairway to Heaven https://diva.copyriot.com/2018/10/15/stairway-to-heaven/ Mon, 15 Oct 2018 12:07:27 +0000 https://diva.copyriot.com/?p=151 Die Open Air Rolltreppe in den Bücher Himmel führt am Messe Samstag zwei Stockwerke hoch auf das Außendeck der Messehalle. Los geht es noch down to earth auf dem Messeboden. Ziel ist der Balkon von Halle 3.1.auf der Frankfurt Book Fair 2018. Hier kann man super Zigaretten paffen, Promis peilen und auf das Wimmelbild starren aus Ständen und Messegästen.

Ein Werbestand für den lokalen Buchhandel ploppt schaumgeborene, herzige Werbeherzchen aus Schaum in den Himmel, wo sie kurz schwebend verbleiben und das geschundene Buchhändlerherz erwärmen, um dann wieder ploppend zu verploppen.

Plopp!Plopp!Plopp! Non stop eitel Sonnenschein sei Dank könnte das Motto für die Buchmesse 2018 locker heißen: Friede! Freude! Eierkuchen! Vom Balkon aus kann man ebenfalls super das neue Veranstaltungsforum in Schneckenform betrachten. Innen wirkt der Raum dann weniger gedrungen, sondern mehr locker, luftig, flauschig, filigran (wie ein Werbeschaumherz für den lokalen Buchhandel) aus ineinandergefügten Holzelementen auf Segeltuch, durch die das Sonnenlicht dringt(wie ein fetter Bücherschrank for free).

Free ist auch Free Deniz, der sich zusammen mit einer der Messechefs vom Börsenverein den Fragen der Moderation stellt. Leicht verspätet trifft das Staraufgebot ein und der Pulk aus Fotografen lauert bereits vor der Bühne, um dann fleißig Foto! Klick!Klick!Klick! abzudrücken. Ebenfalls bewaffnet erhebt sich das Volk übergangslos zu Standing Ovations. Eine traute Atmosphäre seligen Wohlwollens und Wohlseins stellt sich ein. Lobet und preiset den Herren! Die Heiligsprechung des Leidenden am Kreuz für das Recht auf Pressefreiheit in der Türkei auf geheiligtem Boden. Schön wenn alle einer Meinung sind. Stetige Harmonie durchflutet den Raum.

Am Ende von dem Gespräch, das nach einer 3/4 Stunde endet, erklärt die Moderatorin, das sie jetzt zumindest das Wort ‚Knast‘ gelernt hat und wiederholt das Wort dann noch mehrfach wie zur Bekräftigung im Verlauf mehrerer Sätze. Das klappt schon ganz gut: Knast! Knast! Knast! Es kommt ihr immer besser und immer lockerer von den Lippen. Mit Deniz per Du, mit dem Messechef per Sie, bedauert Sie das die Zeit schon wieder vorbei ist und das Gespräch zu Ende ist. Viel rum kam nicht.Aber was will man schon erwarten, wenn sich alle einig sind?

Hochsicherheitstrakte, politische Gefangen und Isolationshaft, nicht nur in der Türkei, wird es auch weiterhin geben. Eine Spezi-Spezialzelle wartet laut Deniz auf den amtierenden Staatschef der Türkei in seinem Ex – Knast. Die Wärter dort erwarten ihn bereits sehnlich. Das kann aber bekanntlich noch ein Weilchen dauern.Da mag man ihm noch so sehr den Teufel oder die Merkel oder den Putin an den Hals wünschen.

Eins haben Sie zumindest gemeinsam: Free Deniz Man und Erdo Man. Beide sind der Liebling der Frauenwelt. Die Frauenquote im Saal beträgt locker gefühlte 1:10 – 1:2o. Noch 1 x: ca.10 – 20 Frauen auf einen Typ im Saal! Die alles entscheidenden Frage wurde dann auch nicht gestellt: Wo ist der Deniz Bart hin?

Die Buchmesse rollt den roten Teppich aus für seine Stars:Udo Lindenberg, Deniz Yücel, Otto Waalkes. Ein weiterer Star im Staraufgebot: Mr.Björn Höcke tritt als Zusatzmessias im Messiaswettbewerb an. Sozusagen als No Name mit einer Wild Card hat er sich parallel in der benachbarten Messehalle zur Buchvorstellung eingefunden.

Mr. Martin Sonneborn (die PARTEI) tritt dort als Wiedergänger von Oberst Staufenberg in Uniform an und versucht auffällig, unauffällig mehrfach vergeblich einen Koffer im Saal zu platzieren (BUMM!!! HAHAHA!!!!). Ms.Jutta Dittfurth findet das rein gar nicht lustig. Hier findet sich dann tatsächlich endlich Raum für eine ernsthafte Kontroverse: Über Nazis lachen? Geht das? Was geht? Fest auf dem Podium gesetzt für die näxte Messe: Deniz Yücel,Jutta Dittfurth, Martin Sonneborn. Das geht ab! Das macht Spaß! Dann fliegen endlich die Fetzen!

Wir freuen uns also schon mal! Wie heißt das so schön? Vorfreude ist die schönste Freude!Vor vor der Messe ist nach der Messe! Dann hoffentlich wieder mit schmuddeligen Herbstwetter, passend zu schmuddeligen Verlagen und Verlegern, die in schmuddeligen Messeecken, schmuddelige Nazidrecksbücher mit Hilfe der stinkigen Giftbrühe aus Rassenhass und Menschenverachtung verbraten.

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Auf nach Taka Tuka Land https://diva.copyriot.com/2015/12/14/auf-nach-taka-tuka-land/ Mon, 14 Dec 2015 14:03:51 +0000 http://diva.copyriot.com/?p=104 Ruesselheim am Main, liegt nicht am Meer, der Name sagt das bereits, sondern an einem Binnengewaesser. Erst kuerzlich wurden an den  Einfahrten der staedtischen Kommune, die kurz vor dem Fadenkreuz des Frankfurter Flughafens liegt, die Schilder ausgetauscht. Aus Ruesselsheim (ohne Main) wurde Ruesselsheim am Main (mit Main)… Das waere ein klassischer Fall fuer die Trophaensammlung innerstaedtischer Stadtpiraten gewesen, die vor mehr als zwei Dekaden am besagten Mainufer, aus recycelten Faessern und Paletten ein fest vertautes Floss zusammenschnuerten und sich darauf auf den Weg machten(oder soll man besser sagen in See stachen?), um nach wenigen hundert Metern am Mainsteg der Schifffahrtsgesellschaft Koeln- Duesseldorfer wieder an Land zu gehen. Die spaete Post-Sponti- Aktion der f.NEP (fuer Nicht-Erst-und Protestwaehler) ging in die Geschichte ein als „Ueberfall der Stadtpiraten auf Ruesselsheim“.

Wir schreiben das Jahr 1989 und aus heutiger Sicht besteht die nicht zu unterschaetzende,  reale Gefahr nostalgischer Verklaerung, die etwas wehmuetig die Unschuld jugendlicher Unbedarftheit beschwoert. Zur Erinnerung oder um das Ganze aus Frankfurter Perspektive etwas mehr in den Kontext zu setzen: in Frankfurt (ebenfalls am Main) besteht das Post – bzw. Ex – Spontitum aus dem sog. „realpolitischen Fluegel“ der Frankfurter GRUENEN. Die Generation Jutta Dittfurth ist bereits abgetreten oder ist im Begriff dies zu tun. Der Wahlkampf wird ueberlagert von rassistischen Ausfaellen der CDU und diverser Rechtsparteien unter dem Eindruck der sog. „Asyldebatte‘ („das Boot ist voll….“). Am Ende steht eine rot-gruene Mehrheit im Frankfurter Stadtparlament, die Genese des Amts fuer multikulturelle Angelegenheiten und eine kulturpolitische Wende fuer mehr „Off – Kultur“. Waehrend in Frankfurt aus dem Bewusstsein der Niederlage, sozusagen auf dem Schutt der Geschichte der Frankfurter Haeuserkaempfe, eine machtpolitische Alternative neuer urbaner Bevoelkerungsteile entsteht, existiert in Ruesselsheim das Phaenomen der Verspaetung.

Seit dem Einbruch des Steueraufkommens, durch die Krise in der Automobilindustrie, wird der staedtische Haushalt in Ruesselsheim von roten Zahlen gepraegt. Eine grosse Koalition aus SPD und CDU regiert seit 1985 das staedtische Elend im Stadtparlament mit satter Mehrheit. Als erster Akt der neuen Koalitionaere wurde das sog. „Treff“, der JDFC (Jugend – Diskussions – und Freizeit- Club)Bauschheim, dem Begehren der CDU geopfert. Das „Treff“ steht in der Tradition der Forderung nach selbstverwalteten Jugendzentren aus den 70ern und war legendaer fuer seine ausschweifenden Partys  bis in die fruehen Morgenstunden. Eine Party auf der ein Hinkel (haessliches hesssich fuer tiefgefrosteter Gockel) an’s Kreuz genagelt wurde, wurde den Treff’lern zum Verhaengnis. Die Aktion fand Erwaehnung in der Presse und von nun an war das Treff ganz oben auf der Abschussliste der CDU. Die neue machtpolitische Konstellation beendete die Tradition selbstverwalteter Jugendzentren in Ruesselsheim.

Ironie der Geschichte:  im selben staedtischen Haushalt mit dem die Schliessung des JDFC beschlossen wurde, wurden die Mittel freigesetzt fuer den Umzug und Neubau des „Freien Kultur Cafe’s“ in die Innenstadt. Das freie Kulturcafe entstand 1980 aus der Besetzung einer staedtischen Liegenschaft (das Ex  – Jugendcafe wurde Opfer einer Sparmassnahme) im doerflichen Kern von Alt – Hassloch und laesst sich am besten umschreiben mit dem Begriff „soziokulturelles Zentrum‘. Das war, fuer Ruesselsheimer Verhaeltnisse, eine  nicht zu unterschaetzende Innovation in der Region. Die breite Reputation durch ein anspruchsvolles Kulturprogramm gab dem Projekt die Chance aus der staedtischen Randlage in’s Zentrum der Stadt zu ruecken und zukuenftig verstaerkt in soziale Kaempfe einzugreifen(das war zumindest der Plan). Sprich: die Stadt machte richtig fett Kohle locker. Das war lediglich eine kurze Phase in der chronisch ebben Kassenlage , in der OPEL wieder Steuern zahlte, statt rote Zahlen zu schreiben und Ruesselsheim folglich wieder fluessig war.

Leider scheiterte das Projekt (wie so oft) an internen Widerspruechen und aeusseren Zwaengen. An dem Tag,  als die Stadtpiraten die City von Ruesselsheim enterten, stand das frisch gebackenen soziokulturelle Zentrumm mit innerstaedtischer Lage und linken Machern in der Chefetage, aber noch als Pate zur Verfuegung. Die Idee fuer eine Protestwaehlerliste entstand hingegen 4 Jahre zuvor aus einer Sektlaune im JDFC Bauschheim( (R.I.P.). Der erste oeffentliche Auftritt fand bei ungemuetlichen Schmuddelwetter  vor den Treppen zum Rathaus, sozusagen auf der Schwelle zur Macht, statt. Unter Pauken und Trompeten (ich uebertreibe ein wenig – man merkt ich komme aus einer Fassnachtsregion) ,wurde der selbsternannte f.NEP – „Stadtkaiser“ auf einer Saenfte, bei nassakalten Schneetreiben, von seinen Untertanen vor das Rathaus geschleppt, um seinen Herrschaftsanspruch zu verkuenden. Als grosszuegige Danksagung fuer die Leistungen der staedtischen Kulturverwaltung wurde ein Hohlblockstein vor der Rathaustuer hinterlassen. Auf der Wahlkampfparty, im damals noch existierenden Treff, konnten sich die Partygaeste auf den Trohn setzen, die Krone aufsetzen und das Zepter in die Hand nehmen . Per Sofortbildkamera, sozusagen ein frueher Selfie, konnte man sich ablichten lassen. Ich habe die Gelegenheit an dem Abend genutzt (was sonst?) und das Bild existiert bis heute als Beweismaterial. Ich schaue etwas verschlafen(oder angetrunken?)  mit einem Sektglas in der Hand in die Kamera.

Zwei Legislaturperioden spaeter hatte ich Gelegenheit als f.NEP – Spitzenkandidat im dritten Anlauf anzutreten. Das inoffizelle Motto der Stadtpiraten von Ruesselsheim „Auf nach Taka Tuka Land!“ hatte ich zuvor flaechendeckend ueber das Stadtgebiet auf diversen Fassaden verteilt, per Sprayfarbe, hinterlassen. Mein „Taka Tuka Land“ oder soll man besser sagen „Mein kunterbuntes Haus“, von dem in der Titelmelodie der Verfilmung des Kindebuchklassikers „Pipi Langstrumpf“ die Rede ist, lag wieder nur wenige Meter vom Mainufer entfernt, auf dem besetzen Gelaende des Wagenplatzes Ruesselsheim. Da habe ich mir (nicht nur mir) was eingebrockt…. Der Rueckzug auf eine provisoriche Wohnform , das notduerftige Quartier auf wenigen Quadratmetern Flaeche, erinnert stark an die Zeiten zugiger Nachkriegsbehausungen und appeliert einerseits an eine nonkonforme Geisteshaltung und argumentiert  andererseits mit der blanken sozialen Not drohender Wohnungslosigkeit in Zeiten knappen Wohnraums. Darunter verborgen lag auch ein Trend der Zeit – heute kann man sich eine Luxus – Standard – Ausfuehrung der Wohnform fuer 10.000 Euro fuer das Privatgrundstueck bestellen. Ende der 80er wurden die Bauwaegen, als Auslaufmodell, noch kostenguenstig von Baufirmen abgegeben. Auf dem Markt setzten sich damals Container als Standard durch. Heute werden ausgebaute Waegen als Mangelware zunehmend zum begehrten Handelsobjekt.

Es entbehrt nicht einer gewissen Komik, das ich das Abflugicket, fuer die Wintermonmate in der Karibik, bereits in der Tasche hatte, als ich angefragt wurde fuer die f.NEP – Spitzenkanddatur. Genausowenig wie die Piratenrepubliken der karibischen Inseln heutigen sozialromantischen Vorstellungen entsprachen( es handelte sich viel mehr um das brutale Geschaeftsmodell selbststaendiger Unternehmer im Dienst konkurierender Handelsnationen), deckte sich die truebe Wirklichkeit derersten Wintermonate der Besetzung auf dem Wagenplatz Ruesselsheim, mit dem nach aussen projezierten Bild vom bunten Wagenleben. Die Aktion entsprach mehr den duerftigen  Ressourcen lokaler Kraefteverhaeltnisse und laesst sich als taktischer Rueckzug einer schwaechelnden Szene interpretieren. Die Provokation verlief folglich anfaenglich in’s Leere. Die Stadt spielte auf Zeit und tat so als wuede die Besetzung nicht existieren, aus dem Kalkuel, dass sich das Problem von alleine erledigt(sprich: die Widersprueche intern implodieren). Womit die Stadt nicht gerechnet hatte, war eine gewisse Zaehigkeit und Ausdauer (oder soll man sagen Alternativlosigkeit?), die dem Projekt Legitimation verschaffte. Auf Truebsinn bei Gluehwein (oh du froehliche, selige Weihnachtszeit….), folgte „Vive La Trance!“ bei Sonnenschein (Vamos a ya playa….). Nicht zu unterschaetzen der Bedarf der Presse nach Lesestoff und Bildmaterial waehrend der nachrichtenarmen „Saure Gurken“ Periode im saisonalen Sommerloch.

Womit wir wieder an dem Abend waeren, als es an meiner Tuer klopfte und ich zum Spitzenkandidat gekuert wurde. Ich sass damals in einem kleinen 1 – Achser – Bauwagen, mehr eine Art Wohnzelle auf wenigen Qudratmetern. Das Hochbett verbarg mein Rest – Eigentum, das mir nach diversen Umzuegen geblieben war. Ein kleiner Tisch, ein Stuhl, ein Ofen, ein Buecherregal. Mehr besass ich nicht. Wahrscheinlcih sass ich innerlich bereits auf gepackten Koffern und sah mich im Geist im Flieger abstuerzen (es handelte sich um meine erste Flugreise). Ich hatte bereits mit einem fluechtigen Blick durch ein hell erleuchtetes Fenster, sozusagen im Vorruebergehen, registriert was da in unmittelbarer Nachbarschaft vor sich ging. Das einberufene Treffen hatte wenig von der Spontanitaet frueherer Listengruendungen. Die notwengiegen Listenunterschriften fuer die zweite Listengruendung, im Jahr 1989, wurden beispielsweise an einem Tag gesammelt und um dem Ganzen auch noch die Krone aufzusetzen, handelte es sich um einen Rosenmontag, sozusagen auf dem Zenit der Fassnachtssaison. In der Nacht zuvor wurde unter dem verstaerkten Zuspruch diverser geistiger Getraenke (Hoch die Tassen!) die Idee fuer eine f.NEP Liste zur Kommunalwahl wieder neu geboren. Am Tag  oder besser am fruehen Morgen darauf(d.h. wenig Schlaf) folgte der Gang zum Wahlamt und die Aushaendigung der Wahlunterlagen fuer die Last Minute Aktion etc. etc..So sieht Geschichte also auch aus:  eine Einladung an einen kleinen Kreis, ein trueber Winterabend, ein fluechtiger Blick durch ein  Fenster. Ich laufe am Ort der Wiedergeburt (3.Auflage) der f.NEP vorbei. Ich klopfe nicht an die Tuer. Dann klopft es an meine Tuer. Ich bin Spitzenkandidat!

Um es noch einmal in aller Kuerze zusammenzufassen:die dritte Listengruendung der f.NEP fuer die Ruesselsheimer Kommunalwahlen im Jahr 1993 entsprach von der Intention her mehr einem Akt der  Verzweiflung in einer politisch aussichtslosen Lage. Die Ruesselsheimer Stadtregierung, mit einem autokraten Oberbuergermeister an der Spitze, zeigte wenig Neigung ueber eine Legalisierung der Besetzung zu verhandeln. Die polizeiliche Raeumung, bereits mehrfach angekuendigt und immer wieder aufgeschoben, wurde lediglich aus wahltaktischen Ueberlegungen heraus nicht vollzogen. Hier zeigt sich noch einmal deutlich wie wertvoll ein boeser Geist, ein schwarzer Mann, als Gegner ist. Oberbuergermeister Norbert Winterstein aus Hofheim im Main – Taunus – Kreis besass als oberster Dienstherr den Gestus eines feudalen Gutsherren. Stetig treu an seiner Seite agierte Buergermeister  und Kulturdezerent Gerhard Loeffert, Ex – Juso und Verbindungsmann zur Pateibasis. Auch dies ein klassischer Fall: Guter Bulle. Boeser Bulle. Treue bedeutet oft Untergang. Ein dramturgisches Gesetz, das seine Wiederauffuehrung nicht nur auf der Buehne, sondern auch im Leben stetig feiert.

An dieser Stelle bedarf es eines kurzen Rekurs auf die Stadtgeschichte von Ruesselsheim. Das Bild von Ruesselsheim aus Massenunterkuenften und breiten innerstaedtischen Einfallsstrassen, auf denen man ungebremst Richtung Opelwerk brettern kann, ist zu grossen Teilen auf den Mist der Sozialdemokratie gebaut. Nach den ersten Sozialbaumassnahmen, um das Elend der Arbeiterschaft zu verbessern, den Opel – Siedlungshaeusschen, wurden in den 60ern ganze Stadtteile am Reissbrett gefertigt und aus dem Boden gestampft. Ich hatte das Glueck, oder auch Unglueck, als Angehoeriger der sog. „geburtenstarken Jahrgaengen“ in einer jener besagten Stadtteilen aufzuwachsen.Nachdem meine Mutter eine feste Anstellung als staedtische Angestellte erhielt, zogen wir aus der Erdgeschosswohnung in einer Blocksiedlung, nur wenige Strassenzuege weiter, in eine Hochhauswohnung in den 7.Stock. Es ist frapierend wie nur wenige Meter voneinander entfernte Wohneinheiten Auf – oder Abstieg in der sozialen Hirachie bedeuten. Fuer meine Mutter bedeutete der Einzug der Eintritt in das Konsumentenzeitalter mit repraesantativer Wohnzimmerschrankwand, Wohnzimmer – Couch und Schwarz – Weiss – Fernsehen. Fuer mich bedeutete der Einzug der Abstieg in eine kinderfeindliche Umwelt. Waehrend in der dicht bebauten Reihenhaussiedlung die egalitaere Atmosphaere kinderreichen Familien dominierte, herrschte im Hochhausblock die unsichtbare Hirachie der Mehrverdiener, die stetig auf Ruhe und Ordnung achteten.Es ist bemerkenswert wie in einem Klima der Angst strenger sozialer Kontolle stetig ein Suendenbock gesucht und gefunden wird. Irgendwann war ich an der Reihe die Rolle zu uebernehmen und ich gab mir alle Muehe den Anforderungen zu genuegen und das Haus, die Hausbewohner und die Hausordnung mit gerechten Terror zu ueberziehen. Von Guy Debord stammt das kathegorische Urteil fuer diese Art sozialer Wohnungsbau: „Hier passiert niemals etwas und hier wird niemals etwas passieren“.

Ob nun zu Recht oder zu Unrecht, sei dahin gesagt, die Ruesselsheimer Sozialdemokratie betrachtete die Stadt Ruesselsheim als ihr Werk und die Mehrheit im Stadtparlament von Ruesselsheim, als ihr Recht. So laesst dich der Tag an dem die SPD ihre Mehrheit im Stadtparlament verlor durchaus als politische Zaesur von lokaler historischer Bedeutung bewerten. Zu dem Zeitpunkt hatte ich mein Mandat (das ich erwarb als ich den Winter in der  Karibik verbrachte) bereits freiwillig zurueckgegeben. Ich spuerte von Anfang an nicht nur ein deutliches Unbehagen, sondern war von der neuen Rolle auch schlicht ein wenig ueberfordert. Die Arbeit im Paralment besteht aus einem Haufen Papierkrieg, d.h. Antraege, Anfragen, Vorlagen, Sitzungsprotokolle etc. etc…. Staendig ist der Briefkasten mit Papiermuell verstopft. Nicht nur die Arbeit im Parlament liess mich schaudern, auch das Tempo, mit dem anti – staatliche Haltungen  ueber Bord geworfen wurden (wenn ueberhaupt jemals vorhanden) liess schaudern. Aua! Aua! Das tat weh! Ohne mich ! Aus der Traum!  Also zog ich die Notbremse. Oder soll ich besser sagen: ich habe das  Handtuch geworfen? Fakt ist:  genau so schnell wie ich auf der politischen Buehne erschien,genau so schnell verschwand ich auch wieder in der Versenkung. Das war nicht mein Film! Nein Danke!

Der Ausgang der Kommunalwahlen war ein deutliches Votum gegen die grosse Koalition und wenn man so will, wurde mit dem  Ueberspringen der 5% Marke, der  Trostpreis fuer eine ruehrende ausserparlammetarsiche Subversion mehrerer politischer Generationen, ueber zwei Dekaden politischer Umbrueche in der Stadtgeschichte von Ruesselsheim an die f.NEP vergeben. Der f.NEP Wahlkampf wurde mitentscheidend gepraegt von einer Aktion: der Entfuehrung der sog. „Hoerl Familie“. Wer sich ein wenig mit Kunst im oeffentlichen Raum auskennt , dem ist der Name des Kuenstlers Ottmar Hoerl ein Begriff. Das Eurozeichen in Leuchtschrift am Willi Brand Platz im Bankenviertel von Frankfurt stammt u.a. von ihm. Die sog. „Hoerl – Familie“ besteht aus dem Piktogramm einer klassischen Kleinfamilie: Vater, Mutter, zwei Kinder und ein Wau Wau. An mehreren Standorten in unterschiedlichen Farben(die Farben stehen fuer die Vielfalt der Nationen der Ruesselsheimer Bevoelkerung) steht die Hoerl-Familie im Ruesselshiemer Stadtgebiet. Wenn man die Hoerl – Familie mit einem weiteren Beispiel fuer Kunst im oeffentlichen Raum vergleicht, dem sog. „Leinenreiter“ auf dem Mainvorland, der unter der spaeteren CDU Oberbuergermeisterin Otti Geschka entstand, wirken die „Hoerl’s“ bis heute erfrischend nuechtern, unaufgeregt und modern. Was heute aber wenig interessiert und erfolgreich in’s Stadtgebiet integriert ist, war damals voll der Aufreger. Warum?

Der Bedeutungsverlust der einst prosperierenden Industriestadt in der Region wird am deutlichsten sichtbar in der Krise des Einzelhandels in der City von Ruesselsheim. Was man auf den ersten Blick nicht wahrnimmt: hinter den Backsteinbauten der Opelfabrik stehen schon seit mehreren Dekaden ganze Areale leer. Aus der Opel – Metropole wird zunehmend ein Flughafen – Vorort. Der typische Ruesselsheimer arbeitet nicht mehr bei Opel , sondern am Flughafen. In der Konkurenz der Innenstaedte in der Region hat Ruesselsheim als Schmuddeladresse ein Imageproblem. Billigkaufhaeuser und Leerstand dominieren das Bild. Der hohe Anteil an Migration in der Bevoelkerung wird in der Oeffentlichkeit mehr als Problem und weniger als Potential betrachtet. Kunst und Kultur sollten als weiche Faktoren einen Imagewandel beschleunigen und  den Standort Ruesselsheim wieder wettbewerbsfaehig machen.  Nur so laesst sich vielleicht verstehen wieso die Oeffentlcihkeit auf die Entfuehrung der Hoerl – Familie  aus dem Stadtpark Ruesselsheim so  sensibel reagiert hat. Es ging um nicht mehr und nicht weniger, als um die Identitaet der zukuenfigen Stadt Ruesselsheim, die auf der symbolischen Ebene ausgefochten wurde.

Ob nun Populismus oder Vandalismus: die Aktion „Familienausflug“ machte Schlagzeilen und steht stellvertretend fuer die vielleicht letzte spekatakulaere Post – Sponti – Stadtpiraten – f.Nep – -Aktion in der Tradition der alten Ruesselsheimer Szene. Heute ist die blaue Hoerl  – Familie wieder vollstaendig im Stadtpark vertreten nach ihrem unfreiweilligen Famienausflug. Keine Spur ist mehr zu entdecken. Papa Hoerl wurde damals fein saeuberlich ein Herz in die Brust geflext. Wenige Monate nach dem Wahlerfolg der f.NEP wurde Oberbuergermeister Norbert Winterstein bei den Direktwahlen abgewaehlt. Es bedurfte einer CDU Oberbuergermeisterin um den Wagenplatz Ruesselsheim zu legalisieren. Die sog. „Regenbogenkoalition“ aus CDU, FDP, Die GRUENEN, f.NEP und Liste Ruessel (eine weitere Protetwaehlerliste)  machte bundesweit Schlagzeilen und blieb ebenso eine kurze Episode wie die CDU – Oberbuergermeisterin Otti Geschka, die nach 5 Jahren wieder abgewaehlt wurde. Bei der erstbesten Gelegenheit wurde das Buendnis von der f.NEP wieder aufgekuendigt. Der politische Preis fuer diverse Vertraege war die Wahl neuer Dezernenten in den Magistrat. Das war ohne Frage ein politisch taktisches Meisterstueck, bedeutete aber auch den Anfang vom Ende der Ruesselsheimer Szene. Die Ruesselsheimer Szene (R.I.P.) genehmnigte sich damals einen kraeftigen Schluck aus der Pulle „repraesentative Demokratie“ und verlor zwischenzeitlich den Boden unter den Fuessen. Wer das Zeug nicht gewohnt ist sollte besser die Finger davon lassen oder zumindest das Kleingedruckte unter Risiken und Nebenwirkungen vorher durchlesen, statt  hinterher zu klagen wenn die Balance verloren geht. Oder um es noch mal in aller Deutlichkeit zu wiederholen: nach so viel Hoehenflug folgte der schmerzhafte Fall auf die Fresse. Der Kater haelt bis heute an. Die letzte verblichene Parole „Auf nach Taka Tuka Land!“ blieb noch mehr als zwei Dekaden an einer dicht befahrenen Hauptverkehrsader von Ruesselsheim auf einer Mauer als Erinnerung an die letzten Stadtpiraten von Ruesselsheim stehen, bevor Sie  ueber Nacht auf Nimmerwiedersehen verschwand.

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No Future für die GRÜNEN https://diva.copyriot.com/2015/06/03/no-future-fuer-die-gruenen/ Wed, 03 Jun 2015 14:29:59 +0000 http://diva.copyriot.com/?p=36 ‚Wohin geht die Reise?‘ So lautet die Frage für die GRÜNEN  auf der Tagung  ‚Zukunft findet Stadt‘ im ‚Kap Europa‘. Der Blick durch die Glasfront in dem steil aufragenden Tagungsbunker ‚Kap Europa‘ im ‚Europaviertel‘ von Frankfurt führt zumindest in das benachbarte Shoppingcenter.

Wie Ameisenstraßen wirken die Passanten, die über die öde Fläche in die ‚Skyline Plaza‘ ziehen. Damit könnte man die Frage wie die Städte der Zukunft aussehen bereits beantworten: das Versprechen auf ungestörten Konsum in einer ewig klimatisierten Zone.

Brauchen wir das jetzt noch? Thementische? Impulspodium? Ideenstationen? Ideengespräch? Wie soll das gehen? Mitgestaltung für alle? Gleichberechtigte Mobilität? Vielfältige Stadt? Nachhaltiges Wohnen? Oder könne wir uns das bereits sparen?

Für Manuel Stock, Fraktionsvorsitzender der GRÜNEN im Römer, steht die Antwort bereits fest:‘ Frankfurt ist vielfältig, sozial, grün und eine Stadt der kurzen Wege.‘

Fehlt noch: weltoffen, lebenswert, engagiert, nachhaltig,  tolerant, vielfältig, bunt, kreativ, spannend, modern, urban….

In der schönen, neuen Zukunftsstadt der grünen Wahlversprechen stapeln sich die positiven Eigenschaften. Das nervt ein wenig. Man würde gerne dazwischenrufen: Nein Danke! Meine Welt ist negativ. Ich bevorzuge Schwarz/Weiß.

Am aller, aller nervigsten von den nervigen Attributen  ist das Prädikat ’spannend‘. Früher hiess das einfach nur ‚interessant‘ bzw.  ’sehr interessant‘. Eine typische Hohlblockformel mit Verwandtschaft zum Füllwort. Heute regiert die Steigerungsform. Also ist alles irgendwie ’spannend‘.

Laut Einladung kann man auf der Tagung nicht nur grüne Stadtpolitiker treffen und kennenlernen, sondern auch sog. ’spannende Menschen.‘

Wie das so ist bei ’spannenden Menschen‘, kam der angesagte Soziologie Prof für den Impulsvortrag mal schnell mit dem Flieger aus München herbeigejetet. Wie schön das die GRÜNEN im Römer sich jetzt auch so viel Urbanität leisten können. Das Thema von dem Vortrag: ‚Wie können Städte urban bleiben?‘

Auch ‚urban‘ ist so ein schönes, neues Modewort, das möglichst hip daherkommt und nach Modernität und Lifestyle klingt und in dem man alles und jedes, was in ein schönes,neues, grünes Wahlprogramm reinpasst, miteinander verbinden kann.

Was folgt ist ein Begriffsmarathon: ‚Was ist die Stadt?‘ Da ist nacheinander von einer ‚Versammlung der Dinge, die nicht zusammenpassen‘ die Rede, von ‚gelungener Vergesellschaftung‘, von der ‚Idee des Differenten‘, vom ‚bürgerlichen Privileg in Ruhe gelassen zu werden.‘

Das es bereits ‚hochgradig voraussetzungsreich sei einen  Platz zu überqueren‘, von ‚Handlungskoordinaten durch Blicke und Nichtblicke‘ am Beispiel des sog.  ‚ICE-Balletts‘ ( ein weiteres hoch frequentiertes Verkehrsmittel des viel gefragten Handlungsreisenden im Geschäft Politik – und Wirtschaftsberatung).

Kurz: ‚Urbanität ist eine Praxis, die eingeübt werden muss.  Wo wir fremd bleiben können (ohne Freunde sein zu müssen).‘ Die Stadt als Ort, der die ‚besten Bedingungen für Minderheiten‘ liefert. ‚Warum gelingt das dort?‘  ‚Weil sie dort sichtbar sind(ohne auffällig zu werden). Hier leistet man sich Toleranz (auch wenn man intolerant ist).‘

Etwas mehr nüchtern, etwas weniger geistreich: ‚eine starke migrantische Realität, die einigermaßen funktioniert‘. Das ist Rhetorik im Schnelldurchlauf: möglichst dünnflüssig und  eloquent,  immer schön um den Begriff kreisend, um dann gelegentlich elegant  abzuschweifen, um einen Lacher abzugreifen und um am Ende anzufangen die Klassiker zu zitieren.

Angefangen von der ‚kreatio continio‘ des heiligen Augustus in der ‚Gott als fordistischer Manager‘ auftritt und nicht nur die Welt, sondern auch die Zeit geschaffen hat und wir der ‚permanenten Schöpferkraft Gottes‘ unterworfen sind.  Bis zu den Kausalisten bzw. Leibniz (Gott als ’schlechter Uhrmacher‘) bzw. Descartes (‚wo jeder Weg führt hinführt wo er hinführen muss‘).

Damals ging es den Filosofen  um den Gottesbeweis. Heute heißt der neue Gott  ‚der Staat‘. Den beten bekanntlich die Parteien bzw. u.a. die GRÜNEN an.

Hier befinden wir uns bereits auf dem Feld der Politikberatung, wenn der Prof aus München die Zeitperspektive des Bauherren ins Spiel bringt (optimale Rendite innerhalb von zwei Jahren), der für die Bedürfnisse der Kleinfamilie baut und die Bedürfnisse von Menschen die älter werden vernachlässigt. Das ist dann ein ‚typisch urbanes Problem‘.

‚Wie steuern wir das?‘ heißt die Frage an das Publikum. Nur: wer ist ‚Wir‘? Die Horden aus Politk – und Wirtschaftsberatung? Der Politiker neuen Typs? D.h. : immer auf Reisen, immer unterwegs, immer am Mikro, immer auf dem Podium.

Das selbsternannte ‚ethnographische Trüffelschwein‘ zitiert dann noch mal schnell Hanna Ahrendt, die von der ‚Verflüssigung der Kommunikation mit dem Anderen‘ gesprochen hat, um auf die ‚Ideen die wir brauchen‘ zu kommen.

‚Wie schaffen wir Anreize?‘  ‚Wie überreden wir Investoren?‘ Durch ‚Kommunikationsformen im Sinne einer Mediation von Dingen, die nicht zusammengehören?‘ oder durch ‚Lösungen die wir erst hinterher entdecken?‘ , wie z.B. die Entdeckung des Altbaubestands für neue Lebensformen in den 70ern oder ‚Deutschland als Einwanderungsland (und demnäxt Flüchtlingsland)?‘

Wie die Alternative aussehen kann wenn sich ‚vormoderne Formen‘ durchsetzen bzw. Bürger einer Stadt sich nur noch als ‚Mitglied einer Gruppe‘ definieren, kam dann kurz vor Ende auch noch mal kurz zur Sprache: wie z.B. bei  einem ‚Sparziergang durch Dresden‘.

‚Aber sowas haben Sie hier Gott sei Dank nicht.‘ Da ist er wieder: der ‚liebe Gott‘. Erst als Gruß – dann als Dank. Das Viva Bavaria( Gott zum Gruß) ist in hiesigen Breiten durch das normative Band ‚Guten Tag‘ ersetzt worden. War das nun ein ‚guter Tag‘ für die GRÜNEN?

Die Moderatorin des folgenden Podiums kann sich für die Vorteile der anonymen Masse in der  Stadt nur wenig erwärmen und impliziert dies mehr mit ’sozialen Autismus‘ bzw. ‚Einzelkämpfer‘.

Die Ethnotrüffelsau hat sich unterdessen warmgeredet und wenig Sinn für BIO – Supermärkte, wo niemand sich mehr traut BIO – Ware zu klauen, weil man mit der schlecht bezahlten Verkäuferin per Du ist. ‚Die (latent autoritären) Utopien wollen das wir Freunde sind, das darf nicht die Bedingung sein.‘

In der letzten Runde auf dem Podium spricht er in seinem Schlusswort den kategorischen Satz: ‚Die Mehrheit gewinnen – das kann jeder Depp. Wie nimmt man aber die mit , die nicht zur Mehrheit gehören?‘

D.h.: ‚Leute zusammenbringen, die nicht zusammengehören – die nicht zusammengehören, müssen miteinander reden – die zusammengehören, reden immer den selben Scheiss.‘

Da quiekt der Saal vor Vergnügen. Das kennt man ausgiebig aus der eigenen Praxis bzw. der Arbeit im Parlament. Deswegen ist der Saal auch voll – nicht wegen Olaf Kunitz, GRÜNEN – Bürgermeister, der mehr als Echo fungiert wenn er von der ‚Idee der Vielfalt, mit der wir gut arbeiten können‘ redet oder der Frage ‚Wie wollen wir in Zukunft zusammenleben?'(bei steigenden Bevölkerungszahlen).

‚Wie verändert sich unsere Heimat?'(bei steigenden ….). ‚Wie können wir damit leben, das wir nicht alles planen können?'(bei steigenden…). ‚Wie organisieren wir Zusammenleben unter schwierigen Bedingungen'(bei steigenden….)? ‚Wie gelingt es die hochkomplexe Struktur an den Klimawandel anzupassen (bei steigenden…)? ‚Wie die Urbanität im Sinne der Vielfalt erhalten?'(bei steigenden….).

Dort liegt der ‚Schlüssel für das Wachstum der Stadt‘ – als ‚Quelle gesellschaftlicher Innovation‘ und als ‚Ort des Ankommens‘.  Dafür hat er auch ‚keine einfachen Antworten‘. ‚Keinen 100 Punkte Plan. Keine Blaupause.‘ Das mag ‚etwas unbefriedigend sein‘. Für die näxten 10 jahre sieht er aber erst mal ‚keine grösseren Probleme‘ auf Frankfurt zukommen.

Das ist also die Zeitperspektive des amtierenden Bürgermeisters und Bau – und Planungsdezernenten. ‚Da geht noch was!‘ Was geht? Zwei weitere Legislaturperioden Schwarz/Grün?

‚Es gilt die ‚positiven Chancen zu begreifen‘. Das Problem ist die ‚regionale Verfasstheit‘, in der die ‚Partikularinteressen‘ vorherrschen und ‚die Instrumente fehlen um Frankfurt zu entlasten‘. Es sei bereits das ‚höchste der Gefühle wenn Baudezernent und Planung (innerhalb von FFm) zusammenhocken‘.

Für den Prof aus München Dr.Armin Nassah ist das ein Witz: ‚es ist einfacher ins Jenseits zu gelangen, als Dezernatsschranken zu überschreiten‘. Er fordert ‚Praxisformen für die es keine großen Sätze bedarf‘ statt ‚Partizipation als Fetisch‘. ‚In den Regionen was machen‘. ‚Da entscheiden sich die Dinge‘. ‚Heimat‘ – d.h. ‚ganz unterschiedliche Lösungen‘.

‚Was heißt soziale Stabilität?‘ ‚Wachstum(als Indikator für Kreativität) ist eine gute Sache, solange wir sensibel dafür bleiben, das es immer Verlierer geben wird.‘

Fabienne Hoelzel, Stadtplanerin – forscherin aus Zürich, Beraterin für NGO’s (was sonst?), will ‚zentrale Planungen, die in einer Top Down Manier recht massiv sein müssen‘. ‚Wie kommen die Dinge zusammen, das die Leute sich (positiv) beteiligen? Wie auf die näxte Stufe?‘ Dafür bedarf es auch ‚gröbere Eingriffe, die Kollateralschäden verursachen‘.

Kurz: ‚über den Entwurf Konflikte lösen‘. Top I auf der Agenda: ‚mit den Leuten reden‘. Top II: ‚Raumplanung‘. D.h.: ‚an den Schnittstellen sein‘, d.h. ‚die Leute zusammenbringen‘. Dafür erhielt sie dann auch Beifall aus dem Auditorium.

Nach dem Mann vom Fach (Olaf Kunitz) kommt für die GRÜNEN  auch noch mal die Frau von der Basis zu Wort, so ganz nebenbei auch noch IHK – Vizepräsidnetin in FFM. Sie wird als ‚Frau aus der Praxis mit ganz vielen Projekten und Ideen‘ vorgestellt. Im Ankündigungstext für das Podium heißt das : ‚Social Entreprementerin Marlene Haas aus Frankfurt‘.

Ein Projekt war eine Tour durch die Stadtteile in der ‚Ideen für die Zukunftsstadt gewonnen worden sind‘. Nur hat das leider nicht so gut geklappt, wie die Macher sich das vorgestellt haben. Sie spricht von einem ‚ganz falschen Ansatz‘ – ‚die Leute kommen nicht‘. Davon will sie sich nicht entmutigen lassen: ‚den Ansatz weiter in die Stadtteile zu gehen‘. Das sei ’sehr spannend‘, weil ’sehr unterschiedlich‘ . Diesmal allerdings ‚möglichst niedrigschwellig‘ bzw. ‚ohne diesen Nachhaltigkeits – Touch‘.

Dann fallen noch Sätze wie: ‚Wofür kann bzw. will ich Verantwortung übernehmen? ‚Für meine kleine Idylle‘? ‚Wo alles planbar ist?‘ Das müffelt ein wenig nach BIO -Tonne und entspricht wohl relativ authentisch dem Lebensgefühl von Teilen der grünen Basis in diversen Stadtteilen bzw. dort wo die GRÜNEN ihre Hochburgen haben.

Was wenn die Idylle bereits zerbröselt? Was wenn das Milieu auseinanderfällt? Was wenn die IHK Vizepäsidentin sich demnäxt auch nicht mehr die Miete für ihre schicke Wohnung leisten kann? Auf die Frage für die Zutaten für die Stadt der Zukunft fallen ihr immer die selben Antworten ein: ‚Mut! Ganz viel Mut auch einmal unperfekt zu sein und neue Wege zu gehen‘

Sieht also so die Zukunft der GRÜNEN aus? Wenig perfekt? Soll man das mal den GRÜNEN im Römer empfehlen? Unperfekt zu sein? Neue Wege zu gehen? Das fällt irgendwie schwer wenn man die Damen und Herren schon länger kennt oder einfach aus der Nähe betrachtet.

Wie viel Zukunft hat die ‚Bildungs Mittelstands Partei‘ oder am Ende die ‚Schöner Wohnen Partei'(wie es in den AG’s  durchaus selbstkritisch auch schon mal heißt)? Erteilt sie das F.D.P. –  Schicksal, nachdem sie das F.D.P. – Erbe angetreten haben? Wie lange geht das noch gut mit dem Abo auf die Macht? Wie  heiß sind die GRÜNEN noch?

Macht macht bekanntlich sexy. Entsprechend selbstbewusst treten die GRÜNEN im Römer auf. Die GRÜNEN in Frankfurt sind nicht irgendwer und bilden sich schwer was darauf ein. Die Fraktion der GRÜNEN – Hasser in Frankfurt ist mittlerweile so stark angewachsen, das hierfür die unvermeidliche Jutta Ditfurth eigens ein Abo auf einen Sitz im Stadtparlament erhalten hat. Handelt e sich bei den Frankfurter GRÜNEN um den Kopf der Schlange für die Machtoption Schwarz/Grün im Bund? Ist Jutta Ditfurth die letzte einsame Streiterin gegen das aufkommende Übel?

Im Moment sieht es so aus, das die GRÜNEN im Römer die Koalition mit der CDU mit mehreren blauen Augen irgendwie überlebt haben. Nach außen balgt man sich schon mal ein wenig, um für den Wahlkampf demonstrativ auf Distanz zu gehen. Ob sich die SPD angesichts des Geplänkels am Ende nicht zu früh freut, wenn sie das Ende von Schwarz/Grün prophezeit? Das ist dann wohl mehr ein frommer Wunsch bzw. Wahlkampfrhetorik.

Von Johann Most stammt der Satz: ‚Wer vom Staat frisst krepiert davon‘. Das Zitat war auf die deutsche Sozialdemokratie gemünzt bzw. deren Verrat an der deutschen  Revolution. Den GRÜNEN mundet das Gift scheinbar ganz hervorragend. Sie verstehen sich als die besseren Modernisierer und Krisenmanager.

Ist das typisch Frankfurt? Frankfurter Grüne Soße? Energieberater mit Hartz IV Hintergrund, die Hartz IV Familien beraten, wie sie in Zukunft besser Strom sparen können? Passivhaushauptstadt Frankfurt am Main? ‚Wohin geht die Reise?‘ Sind die GRÜNEN nur ein schlechter Trip?  Wie viel Reaktoren müssen für die grüne Zukunft noch in die Luft gehen? Tun die GRÜNEN sich am Ende wegutopisieren?

Zwischen all den Ideenstationen und Thementischen gibt es auch noch lecker Happi Happi mit der sog. ‚urbane Tafel‘.  Frankfurter grüne Soße aus der bio – molekularen Küche. Etwas abseits sitzt ein sichtlich wohlgenährter  Mann, der es sich schmecken lässt und seinen Teller reichlich  gefüllt hat. Schnell wird klar: der Mann ist im Namen des Herren unterwegs.

Seine Mission: eine Verfassungsklage mit dem Ziel das Grundgesetz zu ändern. In einem Zweikammernsystem sollen zukünftig 50% der Volksvertreter per Losverfahren bestimmt werden. Das wäre , so sein Credo , wahre Demokratie.

Nach dem Imbiss entspannt sich noch ein Talk über die Kultur in der Stadt unter dem Titel ‚Theater für Alle?‘. Der Streiter für die wahre Demokratie meldet sich zu Wort und will mittalken. Scheinbar ist er  kein Unbekannter für die GRÜNEN? Das Mikro wandert stetig und zielsicher an ihm vorbei. Das kommt mir irgendwie bekannt vor… Honkalarm! Nicht  nur die SPD, auch die GRÜNEN haben ihre Honks!

Nur das es bei den GRÜNEN richtig edle Speisen gibt mit leicht erhöhter Perspektive auf das neue Frankfurt, während es beim Kulturtalk der  SPD in der Städelschule nach der Debatte nur Wein und Antialkoholika (ohne Häppchen) gab. Die Politik scheint das ideale Spektrum für Honks aller Art zu sein. Hier gibt es immer etwas abzugreifen. Da dürfen sich alle freuen. Dennäxt ist ja wieder Wahlkampfzeit und dann wird wieder tief in die Tasche gegriffen.

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SPD HONKS https://diva.copyriot.com/2015/06/02/spd-honks/ Tue, 02 Jun 2015 14:53:26 +0000 http://diva.copyriot.com/?p=21 Die letzten Sonnenstrahlen glitzern über der Mainlinie. Die Abendsonne reflektiert ihren Lichterschein über der sich kräuselnden Wasseroberfläche. Nicht nur die Luft vibriert – auch die Menschen atmen ein wenig auf nach den langen Wintermonaten. Da kann man sich auch was besseres vorstellen als zu einer SPD – Abendveranstaltung zu gehen.

Die Tore zum Gelände auf dem sich das Städelmuseum befindet sind trotz der frühen Abendstunden noch weit geöffnet. Es sind aber noch ein paar Meter bis zur Städelschule. Im Eiltempo kommt mir ein junger Mann entgegen, der das selbe Anliegen teilt und dem ich die richtige Richtung zeigen kann.

Auf meine Frage,  wohin er will, antwortet er etwas kurzatmig: er muss zu seiner Partei!  Seine Partei? Das ist die SPD im Römer, die in die Städelschule zur Kulturdebatte auf dem Podium eingeladen hat.

Geladene Gäste sind die Leiter des Literaturhauses, der städtischen Oper und der Musikhochschule. Alles hochkarätige kulturelle Institutionen.  In der Sprache des Feuilletons heißt das : Subventionsbetriebe, die den städtischen Etat belasten und dafür kulturelle Spitzenleistungen abliefern.

Wie schön das die gute alte Tante SPD noch so viel Begeisterung hervorrufen kann bei ihrem Nachwuchs -denk ich mir – während der zukünftige Parteikader schnell davoneilt.

Mit gut halbstündiger Verspätung treffe ich in der hoch aufragenden Säulenhalle der Städelschule ein. Die Örtlichkeit ist mir bekannt von diversen Ausstellungen der Stipendiaten, die hier alle Jahre wieder stattfinden. Der Raum verstrahlt die weihevolle Atmosphäre von einem unterkühlten Musentempel.

Das passt ganz hervorragend zur SPD – Plakatwerbung für die Veranstaltung. Auf dem Plakat sieht man im Hintergrund den Giebel der alten Oper mit dem Sinnspruch  klassischer Bildung: Dem Schönen, Wahren, Guten….

Das Motto scheint gezogen zu haben. Die Stuhlreihen sind dicht besetzt und nur noch wenige Sitzplätze sind frei. Neben den geladenen Gästen sitzen auf dem Podium die Moderatorin  und die Gastgeberin, die SPD – Kulturreferentin im roten Blazer und silbergrauen Haar.

Wie das so ist bei derartigen Podien , wird die Debatte am Anfang noch engagiert geführt, um dann übergangslos stark abzuflachen.

Der Literaturhausmensch ist der ‚Ich weiß auch nicht was ich hier soll und  sitze bloß rum, aber das ist ja auch egal‘ Typ. Am Ende des Abends weiß man zumindest, das man ihn nach den Veranstaltungen im Literaturhaus ansprechen kann, ohne deswegen gleich rot werden zu müssen. Der gute Mann scheut die Öffentlichkeit nicht und weiß was sich gehört – immer ein offenes Ohr für sein Publikum.

Der Chef der Oper hingegen wirkt satt, selbstzufrieden und stark übersubventioniert. Er kann nicht klagen. Der Laden läuft. Alles super! In den zwei Stunden fällt er dann einzig durch eine etwas missverständliche Aussage auf, die er auch auf Nachfrage nicht so recht zu korrigieren weiß: ‚Er braucht um Oper zu machen kein internationales Flair in der Stadt.‘ Das heißt dann wohl die Oper ist die Stadt in der Stadt? Wie auch immer!

Bestnoten erhält alleine der Direktor der Musikhochschule, dem man sein starkes Engagement für die Kultur in der Stadt(auch außerhalb von seinem Laden) tatsächlich abnimmt. Er darf dann auch gleich mehrfach das Schlusswort halten.

Die SPD – Dame im roten Blazer nutzt zuvor noch schnell die letzte Gelegenheit für hastige Wahlkampfversprechen, wie z.B. der verstärkten Förderung der sog. ‚Freien Szene‘. Die Frau hat zumindest Stil. Während des gesamten Abends verzieht sie ihre Mimik nur um wenige Millimeter und hält sich auch sonst mit deutlichen Worten stark zurück. Wie war das noch mal? ‚Freie Szene?‘ Was ist das? Wer ist das? Darüber gilt es in Zukunft verstärkt nachzudenken. Das merken wir uns!

Am meisten Redezeit verzehrt die Moderatorin. Wortreich singt sie das Hohelied auf die Kultur. Wir danken der Kulturkritikerin. Nur leider verliert sie zunehmend ihren Charme, als es darum ging Fragen zuzulassen und wirkte etwas ungnädig als eine griesgrämige Kunst – und Kulturschaffende sich wiederholt zu Wort meldet und kein gutes Haar an der Kultur in der Stadt lässt. Nur – um was ging es nun?

Wie gesagt: die Debatte wirkte seltsam hohl. Im Hintergrund hallten  regelmäßig die Erschütterungen zugeschlagener Türen durch die Säulenhalle. Welche Türen wurden da schon wieder zugeschlagen? Handelte es sich bei den akustischen Signalen um eine Kunstaktion?

Der Begriff Kultur ist sowieso ein wenig schwammig. Was ist Kultur? Der Sportverein? Das Stadttheater? Oder der Kiosk um die Ecke?Auffällig ist zumindest  das während der gesamten Debatte ein ansonsten zentrales Stichwort völlig fehlte: Money, Kohle, Cash, Marks, Mäuse, Miezen – GELD!!!

Das fehlt bekanntlich und ist ganz allgemein Mangelware. Woher nehmen wenn nicht stehlen!? Also unterhält man sich über Dinge die nix kosten. Man will ja auch nix abgeben.

Das war dann die Frage warum der Anteil der Migration in der Stadt sich nicht in der Kultur widerspiegelt? Wie ganz allgemein der Zugang zur Kultur für Kinder und Jugendliche erleichtert werden kann?  Was der Einbruch des digitalen Zeitalters für die Kultur bedeutet? Was das Verschwinden der Kulturkritik für die Kultur bedeutet?

Letztere Frage lag der Kulturkritikerin auf dem Podium besonders am Herzen. Sie bangt scheinbar um ihre Zukunft? Ihr wurde aber beruhigend zugesprochen. Noch bleiben die Arbeitsplätze für Zeitungsboten und Kulturkritiker erhalten.

Währenddessen hat sich aus dem Publikum wiederholt ein kleines , verhutzeltes Männlein unruhig zu Wort gemeldet. Ihm wird aber gesagt, das er sich noch ein wenig gedulden soll bis Fragen aus dem Publikum zugelassen werden. Als es dann endlich soweit ist dauert es auch noch eine Weile bis das Mikrophon endlich zu ihm wandert.

Liebe gute alte Tante SPD! Das war nicht gerade die feine Art wie ihr mit einem stadtbekannten und mittlerweile altehrwürdigen Kunst – und Kulturschaffenden umgegangen seid, der nur seine jüngste Initiative zur Förderung der Kultur in der Stadt vorstellen wollte. Habt ihr gar kein Ehrgefühl? Allein dessen Präsenz scheint für Irritation zu sorgen. Die Augen kohlrabenschwarz umrandet, durch das hohe Alter bereits stark gebeugt, verstärkt noch die speckige Winterjacke den Eindruck sozialer Randlage.

Was für ein Gegensatz zu den Schlips – und Anzugträgern auf dem Podium! Wenn man gemein wäre könnte man das als Sinnbild für für die Nichtanerkennung und Nichtbeachtung von Kunst und Kultur ausserhalb des etablierten Betriebs ansehen? Das wäre dann aber vielleicht doch wieder etwas zu dick aufgetragen?

Was mehr wahrscheinlich ist und was dann auch die eigentliche Erkenntnis des Abends ist: scheinbar schämt sich die SPD für ihre Honks?! Vor allem dann wenn gut betuchtes und gut bezahltes Personal eingeladen wurde? In dem Fall handelte es sich um Max Weinberg, ein Maler bzw. bildender Künstler, der durch seine großformatigen, bunten und abstrakten Bilder bekannt ist.

Was passiert noch? Ein 47 Jähriger berichtet von Repression gegen die Jugendkultur in Frankfurt am Main  in Form von einer nächtlichen Polizeirazzia bei einer Tanzveranstaltung im Tanzhaus West. Müssen das die Gäste der Alten Oper demnäxt auch befürchten, wenn sie an der falschen Stelle parken?

Von Kunst und Kultur alleine lässt sich in Frankfurt scheinbar schlecht leben. Wer die Miete für seine Wohnung bezahlen will, muss  in die Werbung gehen oder mit dem Taxi fahren.

Besonders unsäglich wird es, als ein Comic Zeichner von seiner mehrfachen Ablehnung durch diverse Kunsthochschulen berichtet.

Unwillkürlich drängt sich der Vergleich mit der Geschichte von dem wohnsitzlosen Postkartenmaler aus Wien auf. in diesem Fall bleiben die Folgen aber absehbar. Die Eltern müssen geradestehen und sein Comicalbum im Eigenverlag (eine Art ‚Anti – Goethe‘)  per Darlehen vorfinanzieren. Zumindest ist die Grundidee – Gott ist tot – der Teufel ist arbeitslos – nicht völlig unoriginell an. Guter Stoff für die Oper?

Als er dann auch noch anfängt mit bebender Stimme, im Tonfall klassischer Dichtung, aus seiner Faustadaption  laut vorzulesen (der gemütliche Teil des Abends hatte bereits begonnen) ist es höchste Zeit in Superschnellgeschwindigkeit den Raum zu verlassen. Da kann es noch so viel Freigetränke geben. Das ist es dann auch nicht wert.

In Erinnerung bleibt das kleine Männlein in seiner speckigen Winterjacke. Eine Ausstellung über sein Werk, anlässlich seines 85. Geburtstags, wurde ihm vom CDU Kulturdezernenten verweigert mit der Begründung das er an seinem 80sten Geburtstag  bereits eine Ausstellung hatte.

Max Weinberg will aber nicht warten bis er 100 Jahre alt wird. Kürzlich fand ich in einem Studi Umsonst Magazin für Mainz die Notiz,  das Anfang Mai 2015 im Pengland in Mainz, eine  Ausstellungseröffnung mit Max Weinberg und Friends unter dem Titel ‚Alter, was geht?‘ stattgefunden hat. Auf dem Foto von Max Weinberg für die Veranstaltung sieht man ihn in seinem Sommer Outfit mit einem Fussballshirt der brasilianischen Nationalmannschaft.

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Tagebuch eines Grubenarbeiters https://diva.copyriot.com/2015/05/16/tagebuch-eines-grubenarbeiters/ Sat, 16 May 2015 14:41:59 +0000 http://diva.copyriot.com/?p=19 Tagebuch eine Grubenarbeiters oder von einem der auszog einen Sitz im Stadtparlament von Frankfurt am Main zu erobern.

Auf die Sektlaune folgt der Kater. Auf den geistigen Höhenflug, die Mühe der Ebene. Auf den Flash, der Abturn. Die reine Idee ist nur wenig wert, wenn aus ihr nicht eine adäquate Praxis folgt. ‚Wirklichkeit wächst aus Verwirklichung‘. Von dieser nackten und etwas trüben bis trübsinnigen Wirklichkeit soll in der Folge nun die Rede sein. Der Titel deutet es bereits an: es handelt sich um die Niederungen der Stadtpolitik in Frankfurt am Main.

Diese sog. Kommunalpolitik  findet meist in der Verschwiegenheit abgrundtiefer Langeweile – der höchsten Form des Trübsinns – statt. Dafür muss man ausgestattet sein mit einer Lederhaut und einem Kettenhemd. Im Turnus der Wahlperioden erscheinen diese gestählten Naturen, alle Jahre wieder,  aus dem Dunkel der Ausschüsse an das Licht der Öffentlichkeit.

Man darf dieses Opfer aber nicht allzu ernst nehmen. Es handelt sich (glücklicherweise) um eine vorübergehende Erscheinung. Wahlplakate verschandeln das Straßenbild. Politiker reden sich um Kopf und Kragen. Auf der Ziellinie wird noch einmal nachgelegt und dem politischen Gegner eingeschenkt. Ein kurzer Anflug von Leidenschaft, der genauso kurz Interesse erregt. Dann senkt sich der Vorhang wieder. Das kalkulierte Spektakel ist vorbei. Die Schlacht ist geschlagen. Der Wähler hat entschieden.

Dann noch einmal kurz Hektik und Betriebsamkeit – je nach Wahlausgang werden Posten verteilt und Ämter besetzt. Die Verteilung der Macht erfordert erfahrener Rechenkünstler. Hier ist Taktik der Meister. Klugheit bis Verschlagenheit sind von Nöten um alle Wünsche zu stillen und Konflikte zeitig zu befrieden.

Wissenschaftler haben festgestellt, das nach größeren geistigen Anstrengungen (wie z.B. Wahlkämpfen), sich vorübergehend  geistiges Vakuum einstellt. Der geistige Zerfallsprozess hat bereits begonnen.

Wir befinden uns im Frühjahr 2015. Am 6. März 2016 finden in Frankfurt am Main Kommunalwahlen statt. In der Stadtverordnetenversammlung, dem sog. ‚Römerparlament‘, regiert Schwarz/Grün mit einer satten Mehrheit. Die SPD mit ihren 19 Parlamentariern gegenüber den GRÜNEN (24) und der CDU (28) ist weit entfernt von Fetttopf der Macht. Irgendetwas ist in den letzten Jahren schiefgelaufen. Nur was?

Auf der Liste der Loser folgt die LINKE mit 7 Sitzen. Wie trostreich das die FDP mit nur (noch) 4 Sitzen im Parlament vertreten ist. Das bedeutet immerhin (noch) Fraktionsstatus. Über diesen Vorteil für die parlamentarische Arbeit verfügen auch (noch) die sog. ‚FREIE WÄHLER‘ (4) und die sog. ‚RÖMER‘ (3). Ganz hinten, versteckt  im Katzeneck (man muss sich schon weit über die Zuschauertribüne lehnen um die trüben Gestalten zu sichten), hocken die REPUBKLIKANER (1) und die NPD(1).

Last but not least, ist da noch die unvermeidliche Jutta Dittfurth für ÖKOLINKS und ein einsamer Pirat. Die PIRATEN haben sich im Lauf der laufenden Sitzungsperiode erfolgreich selber zerlegt und ihren Fraktionsstatus verloren. Wie man an diesem Beispiel bereits schöne erkennen kann, besteht die Arbeit im Parlament nicht alleine daraus, das alle brav ihre Hausaufgaben machen und ihre Vorlagen lesen, sondern mehr oder minder auch daraus, wer mit wem kann oder eben nicht kann.

Fraktionsübergreifend gibt es ’shake hands‘ und ’small talk‘. Da wird gelästert, gewitzelt und getratscht; intrigiert und informelle Kanäle gebohrt. So ist das eben im Vorzimmer der Macht. Love ist or leave it! ‚Allles fließt‘. Man kann das schon bei Shakespeare nachlesen. Viel geändert hat sich seitdem nur wenig. Alle Jahre wieder werden bei den Wahlen dann die Karten neu gemischt. Das Spiel kann von vorne losgehen.

Die SPD verfügt seit 2 Jahren über einen direkt gewählten Amtsinhaber Oberbürgermeister Peter Feldmann. Die Genossen sind nach diesem Überraschungserfolg stark motiviert ihren Amtsbonus auszunutzen.

Die GRÜNEN haben bereits erklärt ohne Option auf die Fortsetzung von Schwarz/Grün im Wahlkampf anzutreten. Während der Koalition mit der CDU stand die Führungsspitze der GRÜNEN  mehrfach stark unter Druck – einmal durch den Koalitionspartner – dann durch die eigene Basis. Die Flitterwochen der ersten Verliebtheit mit dem neuen Partner sind schon lange vorbei. Es handelt sich um eine komfortable Zweckehe, mit der Option auf Verlängerung.

Der SPD Oberbürgermeister hat sich darum bemüht möglichst unbeschädigt die Zeit im Amt zu bestehen. Er hat erfolgreich gelernt von seiner Vorgängerin.

Petra Roth wurde anfänglich auch unterschätzt und hat sich als Vertreterin der sog. ‚kleinen Leute‘ profiliert. Ähnlich geht nun ihr Nachfolger vor, indem er mit Charme und Ausdauer das Feld sondiert.

Kurzum: es kann (vielleicht) spannend werden?! Oder auch nicht?! Warten wir es ab! Kommt Zeit – kommt Rat.

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