Prokrastinat – diva https://diva.copyriot.com die elevantisierten Sat, 16 May 2020 01:01:04 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.6 https://diva.copyriot.com/wp-content/uploads/2020/03/cropped-IMG_25630320_164157-scaled-2-32x32.jpg Prokrastinat – diva https://diva.copyriot.com 32 32 voll übertrieben: ließ teil VII! https://diva.copyriot.com/2020/05/16/voll-uebertrieben-liess-teil-vii/ Sat, 16 May 2020 01:01:04 +0000 https://diva.copyriot.com/?p=431 Waehrend der Nachtwind ueber den Daechern von Bangkok wehte und die Klimaanlagen brummten, wanderte der zunehmende Mond ueber den hell erleuchteten Nachthimmel. Das war ein thailaendischer Halbmond, der relaxte und es locker angehen liess. Ein Mond, der in der Hangematte lag. Der Mond laechelt sagt der Thai. Die Sichel lag horizontal in der Waage und sah aus wie ein fetter Smilie.

Wenig Grund zum lachen hingegen hatten Angela Merkel und Donald Trump. Putins neues Spielzeug, die Putin III, war wahrlich kein Luxusdampfer. Klimaneutral reisen mit Greta Thunberg-Tours? Nein danke! Ist ein Atom-U-Boot klimaneutral? Jetzt war aber nicht die Zeit fuer Streit an Bord. Es ging darum die Welt zu retten! Zumindest fuer Greta Thunberg. Donald Trump hatte andere Prioritaeten. Top I auf der Agenda war die Wiederwahl im Herbst. Aber war das nicht das selbe? Was Angela Merkel dachte war nicht klar erkennbar. Selbst ihr blieb das oft ein Raetsel. Sie liess sich nicht in die Karten schauen.

Die Putin III lag in einer dunklen Ecke vom Containerhafen von Bangkok. Merkel, Thunberg und Trump schluerften eine Instant-Tueten-Suppe in einer von flackernden Neon-Licht nur duerftig erleuchteten Bude. In der Stille der Nacht kraehte der erste Hahn und eine fiese Meute Hunde klaeffte winselnd im Chor. Zwischen den Lagerhallen der Hafen-Anlage naeherten sich die Scheinwerfer von einem Electric-Tuk-Tuk. Das war der Naphta-Bangkok-Taxi-Service mit Deniz am Steuer. ‚Hey Mutti! Was geht ab? Alles klar auf der Andrea Doria?‘ Angela Merkel war sichtlich irritiert. „Mutti?!? Andrea Doria??? Wer war das schon wieder? Udo Lindenberg? Seit wann waren Sie per Du? War das nicht dieser nervige Free-Deniz-Typ, wegen dem sie staendig Stress hatte mit Erdo-Man? Der Mann hatte ihr gerade noch gefehlt! Die sowieso schon etwas unterkuehlten Mundwinkel von Angela Merkel vereisten bei dieser Gelegenheit an den Raendern noch ein wenig mehr.

Deniz gab Gas. Auf den mehrspurigen High-Speed-Auto-Routen von Bangkok ging es kreuz und quer, up and down, wie auf der Floersheimer Kerb. Deniz hatte von Naphta den Auftrag Greta Thunberg zur Train-Station zu bringen. Aus den Boxen kraechzte heiser „Highway to hell“ von AC/DC. Starkstrom / Wechselstrom. ‚Das passt schon!‘ wie der Franke sagt. Deniz hatte jede Menge Thai-Energy im Blut. Auch Greta nuckelte an ihrem hochdosierten Thai-Energy-Drink. An den Ampelanlagen sammelten sich laut roehrend die ersten Massentransporter und Mopedkolonnen zum taeglichen Stau. Toxische Gase lagen in der Luft und waberten im grauen Dunst der anbrechenden Morgendaemmerung ueber den Asphalt.

An der Hua Lamphong Train-Station versemmelte es Deniz dann gruendlich. Er checkte fuer Greta das falsche Ticket. Superbillig. Holzklasse. Extra entschleunigt. Als der Zug mit der ueblichen halbstuendlichen Verspaetung und Greta entschwand, smokete Deniz noch gemuetlich eine Kippe in der Smoke-Verbotszone. Gesundheitsschaedlich smoken in Anti-Raucher-Zonen war definitiv einer der letzten Abenteuer, das der Menschheit noch blieb. Mehrere Verkehrsdelikte spaeter (diesmal lief als Soundtrack zur Untermalung die 80er-Jahre Judas Priest-Hymne ‚breaking the law‘ ) war Deniz retour im Sala Thai Guesthouse. ‚Mai bpen lai‘ sagt der Thai. Macht nix! Wurst! Wurstsalat! Egal! Mistegal! Dienst nach Vorschrift! Auftrag erledigt! Kippe gesmoket. Tagwerk getan. Ab in die Heia. Augen zu.

Gute Seele No.I San servierte zum Fruehstueck im Sala Thai Guesthouse Instant Coffee, geroesteten Toast mit Butter und Marmelade. Als Extra spezi Service noch Spiegel-und Ruehrei. Fuer Minife gab es Cornflakes. Gute Seele No.II Peter kam die Trepper runter: ‚Good Morning!‘ Die work ruft die working class heroes zum Dienst am Spracherwerb in den Strassen von Bangkok. Gute Seele No.III Dam tat das, was er jeden morgen tat. Er waesserte den Dachgarten auf der Dachterasse und gaertnerte in schwarzen Gummistiefeln, Shorts und Strohhut. Dann rollte er sich zur Belohnung eine selbstgedrehte Kippe mit Tabak der Marke schwarzer Krauser, die er aus Deutschland von Noi bezog. Nicht nur der Tabak war schwarz, auch seine Haut war so dunkel wie bei Thais im Sueden von Thailand ueblich. Dam – das hiess schwarz.

‚Deniz liegt noch flach. Den kannst du voll vegessen. Wir machen heute einen kleinen Tagesausflug mit dem Bus ohne Deniz und starten Richtung Insel in der Nacht, wenn er wieder halbwegs fit ist. Morgen frueh sind wir auf der ersten Faehre nach Koh Phangan unterwegs‘.

Wer mit der Linie 507 Richtung Samut Prakan gegenueber vom Lumpini-Tower fahren will, muss erst einmal die rama IV road auf einer Fussgaengerbruecke ueberqueren. Metallisch klapperten die Tritte der Fussgaenger auf den Metalllplatten. Der Kabelsalat der offen verlegten Leitungen spannte sich neben der Bruecke. Der dichte Verkehr rauschte als endloser Strom in immer neuen Wellen ungebremst ueber die 6 Spuren der rama IV road.

Dicht draengeten sich auch die Menschen auf der Strasse. Staendig scherten immer wieder neue Busladungen aus dem Verkehr aus. Die Hydraulik der Tueren oefffnete und schloss sich geraeuschvoll mit den Menschenmassen die ein-und ausstiegen. Der Bus 507 war von der tiefgefrosteteten Sorte und mit einer Klimaanlage bestueckt. Dunkel und finster wirkte der Innenraum hinter getoenten Scheiben. Der rasende Verkehrslaerm drang gedaempft in einer ertraeglichen Vibration durch das Glas. Mit dem Bus ging es quer durch Bangkok Immer wieder stoppte der Bus. Immer wieder stiegen neue Fahrgaeste ein und aus. Es ging weit, weit raus bis an den Stadtrand von Bangkok. Wo fing Bangkok an? Wo hoerte es auf? Gab es das ueberhaupt? Anfang? Ende?

Um die ZeIt zu verkuerzen erzaehlte Noi eine Geschichte. ‚Kennst du die Geschichte vom fraenkischen Frank in Frankie-Town? Minife verneinte. ‚ Das geht so: Das Luxusquartier von Frankie-Town hiess up-town. Dort wohnten die Franks. Das war das Adelsgechlecht von Frankie-Town. Den Franks ging es nicht schlecht. Es gab super viele Gruende neidisch zu sein. Sie hatten Super-Luxus-Apartments mit Extra-Luxus-Badewannen und Balkon-Aussen-Anlagen. Es gab fette Riesen-Sofas und Mega-Giga-Flachbildschirme. Ihre Hauptbeschaeftigung war Panzer spielen im Internet und Pizza futtern. Es gab auch ernorme Restekammern an potato chips und Bier zum runterspuelen.

Der fraenkische Frank war Thronfolger. Bis er aber mal an die Macht ran durfte konte noch ewig dauern. Die Frank-Mamas waren praktisch unsterblich. Sie wurden zwar immer kleiner und kleiner, bis man sie nur noch unter der Lupe sehen konnte. Desto kleiner sie wurden, desto gifitger wurden sie auch. Leg dich nie mit einer Frank Mama an! Sie haben immer einen neuen giftigen Giftspruch auf Lager! Der fraenkische Frank hatte also schlechte Karten.

Das Hauptproblem in Frankie-Town war die Schlafkrankheit. Die Leute fingen an staendig su gaehnen, bis ihnen die Augen zufielen. Am Ende kamen sie ueberhaupt nicht mehr aus dem Bett oder fielen einfach auf der Strasse um. Dann schnarchten sie so furchtbar laut, das die Haeuser bald umfielen. Die ganz krassen Faelle kamen in den Keller von Frankie-Town. Der Keller war eine Stadt in der Stadt. Ein unterirdisches Labyrinth. Zum Kelller gab es einen zentralen Aufzug und mehrere geheime Eingaenge. In den Gaengen zum Keller lebten die Streichelmonster. Streichelmonster waren eigentlich ganz harmlos, aber auch voll nervig. Staendig musste man sie streicheln.

Im Keller herrschte einsam und alleine die grossartige Zabosa in ihrem Glaspalast. Zabosa war nicht nur abolut grossartig, sondern auch gartenschlank. Das gefiel dem fraenkischen Frank nicht nur ein kleines wenig, sondern deutlich mehr, als die Prinzessinnen von Frankie-Town. Mit denen hatte es sich der fraenkische Frank schon mehrfach verschissen, weil er staendig bloede Witze ueber ihre dicke Hintern machte und sich auch sonst wie ein bloeder, grosser Bruder benahm. Die grossartige Zabosa stand aber nicht wirklich auf Panzer spielen im Internet, sondern hatte ein Net-Flix-Abo. Der fraenkische Frank war also schon wieder voll der Pechvogel und hatte richtig schlechte Karten‘.

‚Hey! Wir sind ja schon da!‘ Tatsache! Endstation! Der Busfahrer stellte den Motor aus. Wie schnell die Zeit vergeht mit einer guten Geschichte!

Wie geht es weiter?

Wo sind Noi und Minife?

Wer sind die Streichelmonster?

Warum ist die grossartige Zabosa so grossartig?

Fortsetzung folgt.

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Gib es dir auf Ex! Gib dir Teil VI! https://diva.copyriot.com/2020/05/12/gib-es-dir-auf-ex-gib-dir-teil-vi/ Tue, 12 May 2020 00:18:23 +0000 https://diva.copyriot.com/?p=427 ‚Ladies and Gentleman! In wenigen Minuten erreichen wir Bangkok. Wir bitten sie sich anzuschnallen und bis zur Landung auf ihren Sitzen zu bleiben. Wie sie von ihren Plaetzen aus sehen koennen strahlt die Sonne ueber Thailand. Die Aussentemperaturen in Bangkok liegen bei angenehmen 33 Grad. Wir bedanken uns, das sie Thai Airways gebucht haben und wuenschen ihnen noch einen schoenen Tag.‘ Es raschelte und klickte in den Sitzreihen. Noi und ihre Kollegen checkten die Passagiere in den Gaengen. Dann wurde es seltsam still an Bord, waehrend die Maschine immer mehr absackte und in einer steilen Schleife ueber Bangkok einschwenkte. Bangkok von oben sah aus wie eine Armada quadratischer Bausteine.

Bumm! Ruck! Zack! Sie sausten auf der Landebahn und der Fahrtwind rauschte ueber die Landeklappen. Die Maschine stoppte mit einem Ruck und bewegte sich langsam in Schritttempo zur Gateway. Die Spanung an Bord loeste sich und die Passagiere stuerzten sich erleichtert auf das Handgepaeck. Am Ausgang stand die Crew und verabschiedete die Pasagiere. Als nur noch wenige Nachzuegler durch die leeren Gaenge hasteten kam Noi zur Sitzreihe von Minife. ‚Gleich kommt Deniz. Das ist unser Fahrer in Bangkok. Ich ziehe mich nur kurz um. Wir treffen uns am Auto.

‚Bonjour Madame! Welcome! How do you do? Sawaddi Khrab! Sabai di mai? Gudde Morsche! Ei gude wie? Vamoz a ya Playa!‘ Was war das schon wieder fuer ein Pausenclown? Schlecht rasiert, ausgebeulter Anzug, verschwitztes Hemd, Bauchansatz und deutlich groesser als Naphata. Das Haar verstrubelt und der Schnurrbart gezwirbelt. Deniz sah aus als kaeme er direkt aus einem schlechten Agentenfilm nach der Romanvorlage von Graham Greene. Der Geruch von Nikotin klebte an seinem Anzug. ‚Ich bin Deniz. Du bist Minife. Das ist fuer dich. Das ist fuer mich.‘ Damit reichte er ihr eine bunte Gesichtsmake mit Mini-Mouse-Motiv, waehrend er sich eine Kater-Carlo-Maske aufsetzte. ‚Wir haben in Bangkok nicht nur 6 Stunden Zeitunterschied. Wir sind auch more up to date – to fight the Corona-Virus – der neue, coole Masken-Style. Das ist wie Dankeschoen und Bitteschoen auf Thai: Khop khun maak khrap!.‘ Deniz hatte recht. Alle trugen Maske. Menschen mit Maske auf den langen Gaengen, auf den Rollbaendern, an den Sperren und Sicherheitsschleusen.

Als sie am Auto ankamen liess Deniz den Motor laufen und stellte die Kuehlung an. Angenehme Aussentemperaturen? Hot! Es war heiss in Bangkok. ‚Du bist aus Ruesselsheim? Ich bin made in Floersheim! Ich bin sozusagen dein Ex-Nachbar aus Nordhessen.‘ ‚Warum faehrst du dann fuer Naphta Taxi in Bangkok?‘ ‚Ich hab 1 x laut nachgedacht: Ich wuerde meine Seele verkaufen fuer den Job als Korespodent in Istanbul. Schon war ich nicht mehr in Berlin, sondern in Instanbul. Naphta hat gute Kontakte zu Gott und der Welt. Nach der Pressekonferenz mit Erdo-Man und Merkel wegen dem Fluechtlings-Deal hab ich ueber Erdo-Man gewitzelt, das er mich stark an einen Teppichhaendler erinnert. Merke dir eins: Leg dich nie mit einem Teppichhaendler an! Die Tabakversorgung im Knast ist hundsmiserabel. Also musste noch mal Naphta ran. Jetzt darf ich zu Merkel Mutti sagen und fuer Naphata Taxi fahren.‘

Naphta? Merkel? Erdo-Man? Teppichhaendler? Fluechtlings-Deal? Mutti? Berlin? Istanbul? Bangkok? Knast? Minife verstand garnix mehr. Das war aber auch egal, weil jetzt Noi kam. Noi sah super-mega-cool aus! Voll der echt krass geile Gangster-Braut-Style mit ganz viel Blingl Bling! „Yo / Du / Da staunst du / Ich bin keine stupide / hol-und bring / Uebersee-Schlampe / zustaendig / fuer die / Billig-Food / Essens-Pampe / ich sag es / jeder / bloeden / Fluggastfresse /ich bin die hammerharte / hardcore / hip hop / beat / Stewardesse / denn / I was / made / in suedhesse. Deniz hupte noch mal kraeftig um den free style Vortrag von Noi zu supporten: Hup! Hup! Honk-Alarm! Hup! Hup! Honk-Alarm! Hupend und honkend ging es durch Bangkoks Strasen.

Bangkok war nicht nur hot, sondern auch high. Zaehle alle Hochhaeuser von Rhein-Main zusammen und multipliziere sie mal 10, dann noch das Moenchhofdreieck zwischen Raunheim und Kelsterbach und das Frankfurter Kreuz x 10 und die Zeil-Shopping-Center x 100. Voila! Dann hat du Bangkok oder zumindest kleine Teile von Bangkok. Noi war nicht nur Thai-Sued-Hessin, sondern auch Raunheimerin. Also noch ein paar Meter naeher dran an Ruesselsheim als Floersheim. Am besten war ihre Maske: die Panzerknacker! Minife war neidisch. Mini Mouse, Kater Carlo und die Panzerknacker AG – das magische Dreieck Ruesselsheim, Raunheim, Floersheim in Bangkok auf Shopping Tour. Der grosse Vorteil an den Shopping Centern von Bangkok: Sie waren alle super runtergekuehlt wie ein Eisfach. Am Ende der Tour landeten sie bei Nois Tante Anong im Sala Thai Guesthouse. Das Sala Thai lag in einer kleinen, dunklen Sackgasse, wo der infernalische Motorenlaerm der sechs-spurigen Rama IV Road nur als weit entferntes Dauerecho durchdrang. Das war wie 1000 und eine Nacht. Erst die bruetend heisse Laermwand von Bangkok. Dann Siams Zauber.

‚Tante Anong ist ein wenig verrueckt. Sie kann nix, aber auch rein garnix wegschmeissen. Voll der Messi! Zum Glueck gibt es noch Dam und San, die den Laden schmeissen und auf sie aufpassen. Wenn Tante Anong ihre Depri-Phase hat, ist Grosskampftag angesagt. Dann landet alles was geht auf dem Muell. Minife fand das gepflegte Durcheinander gemuetlich. Es sah aus wie in einem vollgestopften Antiquitaetenladen. Hier stand die Zeit still. Eine Etage hoeher hoerten sie den Dauerton der Fernsehensender, die zwischen Nachrichten, Premier-League und Movie-Kanal wechselten und das gelegentliche Ploppen von Kronkorken. ‚Das ist Peter. Dauergast und English Teacher in Bangkok seit ueber 20 Jahren. Peter entspannt sich allabendlich mit jeder Menge Big Heiniken Bier vor der Glotze und haelt sich auf die Art up to date. Er ist sozusagen die gute Seele des Sala Thai. Aber eigentlich ist er Dozent der Filmwissenschaften. Seine Stelle an der Bangkok Thammasat University wurde aber bereits vor 20 Jahren gecancelt‘.

Mitten in der Nacht wurde Minife wach. Durch ihr Zimmer lief ein gurkesnaueugiges Huhn das laut kraehte:’Kikeriki!‘ Minife war hoechst erstaunt. ‚Warum kannst du kraehen? Ich denk du bist ein Huhn?‘ ‚Ich leg mich nur ungerne auf Geschlechterrollen fest‘ antwortet das Huhn. ‚Und wieso hast du die Augenfarbe von sauren Gurken im Glas?‘ ‚Ich kann auch gerne wechseln zu frischen Salatgurken, wenn dir das besser gefaellt?‘ Was Minife nicht wusste: der liebe Gott war auf Spontan-Trip per Tele-Transporter in Bangkok. Das gurkenaeugige Huhn-Outfit entsprach seiner augenblicklichen Gemuetsverfassung am besten. Nachdem sich der liebe Gott vorgestellt hatte unterhielten sie sich ueber die aktuelle Weltlage.

Irgendwann fing Minife an sich ueber ihre Eltern auszuweinen. Es war ein Leid ein Kind zu sein. Immer hatten ihre Eltern Recht. Nie hoerten sie zu, wenn sie mal was zu sagen hatte. Das gurkenaeugige Huhn schaute etwas ratlos drein. Schon wieder war Gottes Werk innerhalb der letzten 24 Stunden inperfekt. ‚Da kann ich auch nix machen. Da hilft nur strenge Erziehung. Vielleicht bessern sich deine Eltern noch mal?‘ Zu Naphta sagte er nur: ‚Mein bester Mann. Schwergewichtsklasse. Ungeschlagen!‘ Dann kam noch das Wort zum Sonntag: ‚Das Leben spielt Lotto. Ene mene mu – raus bist du! Aber wir sehen uns ja jetzt oefter? Bis morgen dann! Und tschuess!‘ Bevor Minife wieder einschlief, liess sie den Tag im Kopf retouren. Endlich war sie nicht die Aelteste gewesen, die immer alles abkriegt, wenn ihre Eltern schlechte Laune haben. Das war super! Urlaub von der Family. Urlaub von den Eltern. Ein grosser Bruder und eine grosse Schwester, die sie beschuetzen und behueten.

Wie geht es weiter?

Was gibt es zum Breakfast im Sala Thai Guesthouse?

Wer sind Dam und San?

Fortsetzung folgt

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Hot! Hot! Hot! Virus Inferno! https://diva.copyriot.com/2020/05/02/hot-hot-hot-virus-inferno/ Sat, 02 May 2020 13:00:11 +0000 https://diva.copyriot.com/?p=340 Das Virus geht seine Gang, frisst sich durch Organismen und Organe und breitet sich auf der Erdoberflaeche und im Luftraum aus. Mutiert, flaniert, vibriert, stimuliert, simuliert, coroniert, kristalliert, kollabiert. High five fuer das Virus Gang! Wir sind das Virus! Was ist neu? Was ist hot? Was bleibt? Was geht? Das Zangkok Post Virus-Markt-Team stellt die neue was-ist-in und was-ist out-Liste vor.

Gute Zeiten fuer Talk-Show-Gastgeber und Talk-Show-Gaeste, fuer Publizisten, Kolumnisten und alle Meinungsmacher und Meinungsfuehrer. Jetzt ist die Zeit der Mahner und Stopper – der Bremser und Drauflosklopper oder der Gasgeber und Bremsklotzloeser und ein paar Gaengehochschalter gekommen. Jetzt darf jeder dahergelaufene Doofkopf seinen Senf dazugeben. Meinungen sind gefragt. Statements. Haltung. Orientierung. Richtungsweiser. Da lang. Hier lang. Dort lang. Fussballbekloppte gegen Virusverrueckte. Virologen gegen Politiologen. Mediziner gegen Manager. Das ganze Gekloppe zeigt uns, um was es geht: es geht um einen Haufen Money, Kohle, Cash, Knete, Fett. Die Lobby-Industrie voll am Start. Wuensch dir was! The Magic of das Virus. Was vorher unmoeglich ist jetzt moeglich. Alles kommt auf den Tisch. Mahlzeit!

Gute Zeiten fuer Schulhasser. Fuer Lehrer, die ihre Schueler hassen und fuer Schueler, die ihre Lehrer hassen. Fuer Lehrer, die Lehrer hassen und fuer Schueler, die Schueler hassen. Alle rufen im Chor: Das ist geil! Das ist geil! Hurra! Hurra! Die Schule brennt!l

Gute Zeiten fuer private und oeffentlich rechtliche Sendeanstalten. Krasser Katastrophenalarm auf allen Kanaelen bis dringend Umschalten angesagt ist. Langeweile pur in Form von Wiederholung auf Wiederholung verbreitet die angenehm valiuminoese Wirkung starker Barbiburate. Alkohol-und Drogennebel als Zugabe. Der Dealer von nebenan verfuegt noch ueber Notvorraete. Ein gewisser Trend nach oben in der Preislage ist erkennbar. Die diesjaehrige Inlands-Gras-Ernte – heiss erwartet.

Gute Zeiten fuer alle Checker, Nieschenspezis, Schwarzfahrer, Bankrotteure und Lohnarbeitsverweigerer. Termin beim Jobcenter? Gecancelt. Sanktionen? Ausgesetzt. Knackis? Entknackt. Was darf bleiben? Das darf bleiben!

Schlechte Zeiten fuer Vorstaende. Manager in Spitzenpositionen muessen betteln gehen bei Kreditgebern. Das ist nicht gut fuer das Ego. 10 x taeglich Bitteschoen und Dankschoen sagen ist no fun. Auch ungut fuer den Anzugsstoff. Auf den Knieen rumrutschen scheuert. Das haben sie nicht so gut drauf, die Damen und Herren in den Vorstandsetagen. Das ist not so easy. Das will gelernt sein.

Gute Zeiten fuer kritische Theatermacher. Der alte, weisse Mann, die Harvey Weinsteins dieser Welt, sind eingelockt. Wer in zwei Jahren noch nicht virustot, dement oder gelaehmt ist kriegt voll auf die Backe mit kritischen Stuecken kritischer Theatermacher.

Gute Zeiten fuer die Rentenkassen. Buergermeister aller Kommunen aufgepasst. In 3 Jahren braucht ihr neue Kitaplaetze. Dann kommt die Generation Corona. Waehrend weibliche Koerper im ganzen Land bereits anfangen sich dramatisch zu veraendern und Hormone den freien Willen manipulieren und umprogrammieren, lernen Eltern, die das alles schon hinter sich haben, ihrern Nachwuchs besser kennen und umgekehrt. No way out! Bitte alle im Chor: We are on the Highway to hell!

Schlechte Zeiten fuer Demo-Veranstalter. Das gute alte Demo-Feeling ist definitiv out. Ueberhaupt: Sprechchoere, Choere allgemein, aber auch Solo-Darbietungen stehen unter Spuckverdacht. Wer seine Stimme nicht schonen und ihr Ausdruck und Wirkung verleihen will, oelt sie einmal die Woche mit einem Staendchen auf dem Balkon, damit sie nicht einrostet.

Gute Zeiten fuer bad cops. Rechtsstaat? Was ist das denn? Gewaltenteilung? Echt? Das gibt es? Lustig! HaHaHa! Jagdszenen auf harmlose Jugendliche? Normale Haerte! Verhaeltnismaessigkeit? Das sind sowieso die Kriminellen von morgen!

Schlechte Zeiten fur Junkies. Der User ist der Loser. Panikkaeufe auf den Strassen von Frankfurt.

Gute Zeiten fuer Sado-Maso-Anhaenger. Oberauspeitscher/in Angela und Olaf im schwarz-rot-goldenen Gumminanzug lassen Luigi und Pedro aus der Suedzone an ihren Fuessen riechen.

Gute Zeiten fuer Nazis. Alle Forderungen erfuellt. Grenzen dicht. Alle Deutschen heim im Reich per Regierungsflieger. Jetzt muss nur noch Angie weg und alles ist gut.

Gute Zeiten fuer Atheisten, Nonkonformisten und Schicksalsglaeubige alle Art. Das oeffentliche Glaubensbekenntnis ist out. Nietzsche hat es bereits vor ueber 100 Jahren verkuendet: ‚Gott ist tot!‘ Das Haltbarkeitsdatum ist abgelaufen. „Wir haben ihn getoetet!“ Manche Erkenntnis braucht etwas laenger, um bis zu den Glaeubigen vorzudringen.

Gute Zeiten fuer Muslima Mamas. Der Alptraum jeder deutschen Hausfrau – 4 Wochen Weihnachten am Stueck (Ramadan) faellt dieses Jahr flach. Gecancelt wegen Corona. Fuesse hochlegen ist angesagt.

Gute Zeiten fue alle naechsten Angehoerigen zeitig bzw. unzeitig Verstorbener. Keine unnoetigen Trauergaeste. Keine unnoetigen Worte der Troestung. Keine langen Reden. Keine unnoetigen Ausgaben fuer essen und trinken.

Ansonsten: Umverteilung ist angesagt. Wer Promi ist muss spenden. Oder es gibt kein Hochglanzfoto in der naechsten Ausgabe der Stars und Sternchen Gala.

Die weiteren Aussichten: Mies! Ganz, ganz mies! Verzweiflung, Terror, Angst in den Augen der Hungerleider und Tageloehner in den Favelas und Slums der Welt. In der flirrenden Hitze untertaeniger Spannung keimen Subversion und Ungehorsam neben Aversion und Ressentiments.

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Everyday is like Sunday https://diva.copyriot.com/2020/04/30/everyday-is-like-sunday/ Thu, 30 Apr 2020 00:36:14 +0000 https://diva.copyriot.com/?p=336 Was ist das fuer ein ‚Sunday‘, den Morrissey in seinem Song ‚Everyday is like Sunday‘ besingt? Ist das ein Sehnsuchtsort? Ein langer, schlaefriger Sonntag, der niemals enden mag und an die Masse Zeit erinnert, die uns zur Verfuegung stand, als wir Kinder waren? Oder ist das ein Kerkerort? Ein soziales Gefaengnis, aus dem wir nur schwer entkommen koennen und jede Minute Tonnen wiegt, die schwer auf uns lasten?

Der Sonntag, das ist klar – tickt anders. Die Strassen sind veroedet. Die Menschen auf den Strassen wirken verkatert. Die Laeden sind geschlossen. Die wenigen Zonen, wo Sonntags geshoppt wird, wirken wie Oasen. Die Stadt ist eine Wuestenlandschaft, menschenleer und verlassen, durch die der Wind weht und die Sonne brennt. Der Schall der Verbrennungsmotoren, die an den Ampelanlagen vibrieren, hallt wieder und ueberschlaegt sich zwischen den Bloecken.

Was tun mit einem Tag, der anders tickt? Der Sonntag ist reserviert – fuer das nichts tun. Das absoute nichts tun ist das gewesen sein – das verwesen. Totenstille. Friedhofsruhe. Ewiger Frieden. Wer wenig uebrig hat fuer die Lebenden, geht zu den Toten. Die Toten haben, zumindest vorruebergehend, den Standortvorteil, ihre Ruhe zu haben, bis sie wieder zur Umbettugng gebeten werden. Weit entfernt hallt eine Umgehungsstrasse oder droehnt Flugzeuglaerm. Sonst ruft nur ein Waldvogel oder huscht ein Eichhoernchen ueber den Weg. Hier herrscht ewiges Nichtstun. Hier ist sunday for ever.

Auf Friedhoefen herrscht naechtliche Ausgangssperre. Dann ist der Zutritt illegal. Wer sich nach Einbruch der Dunkelheit zertreuen will, betrachtet das Programm auf den Leuchttafeln der Programmkinos. Hinter heruntergelassen Rolladen schimmert der matte Schein der Bildschirme hervor, die sich durch bestaendiges Flackern verraten. Auch eine Form der Totenandacht. Die Bilder, die Lichtschatten, sind schon versiegt an der Quelle ihres Seins. Tatort oder Traumschiff? Dschungelcamp oder Big Brother? Die Bilder werden alt und grau, waehrend wir sie betrachten.

Der Sonntag, als Reservat fuer das ewige nichts tun, verfuegt wahlweise als Ferienort ueber den Balkon, die Veranda, das oeffentliche Gruen, Kleingartenanlage und in Coronazeiten den Wald. Der Abflug mit dem Flieger ist versperrt. Was tun ohne Kneipe, Kino, Kirche, Studio, Sportplatz? Was tun ohne die heiligen Staetten der Zerstreuung?

Zeit fuer den sonntaeglichen Familienkrach. Zeit fuer das Beziehungsgefecht. Zeit fuer den Krieg zwischen den Geschlechtern und Generationen. Zeit fuer die Multiplizierung der Probleme ins Unendliche. Hass auf deinen Naechsten, wie auf dich selbst. Alle gegen Alle. Nachbar gegen Nachbar. Kleinkrieg. Privatkrieg. Kratzen. Beissen. Spucken. Hauen. Treten. Faustkampf. Ringkampf. Zweikampf. Zeit fuer die ganz normale Vor-Unter-Neben-und Zwischen-Family-Horror-Psycho-Folter-Hoelle. Dante laesst gruesen. Wer diese Zone betritt, laeest bitte jede Hoffnung fahren. Let’s start a war!

Das allsonntaegliche Family Drama war in Zeiten progressiven Emanzipationsbestreben, also in den 70er und 80er Jahren, oft die Folie auf der kritische Autoren ihr dramatisches Werk abbildeten. Heute ist der Alltag, folglich auch der Sonntag, perfekt durchgetaktet. Leerlauf unmoeglich. Das internet ersetzt die Sonntagszeitung. Die Spannungen explodieren hier und jetzt staendig in Welt-und Echtzeit. Panzer-und Propagandakrieg an alle Fronten. Feuer frei fuer den globalen Buergerkrieg bis zur optimalen Punktzahl. Selbstinzenierung. Selbstoptimierung. Selbstdezimierung. Apocalypse Now I. Armageddon II. Zombie III.

Die Sonntagszeitung hatte zumindest den Vorteil, das man sich hinter ihr verstecken konnte, wie hinter einem Laermschutzwall. Analog schlaegt Digital. Das spielentscheidende Tor faellt in der letzten Minute der Nachspielzeit. Aber das ist ein anderes Thema. Heute wirkt das Internet wie eine Begraebnisstaette. Ein Friedhof der Erinnerung, auf dem die Toten wiederauferstehen. You Tube, mit seinen Live Events, auf denen sich die Massen als Echo fuer die Stars zelebrieren, in den Stadien und auf den Festivals der Welt, erscheint wie eine praehistorische Ausgrabungsstaette. Ein Objekt aus einer anderen Zeit oder einer anderen Dimension. Ein ewiger Sunday, der sich verklaert, zu einer falschen Erinnerung.

Nachklang: Saisonende. Ein verlassener Ort an der Kueste von England. Auf einer Postkarte steht: Wie sehr wuensche ich mir hier nicht zu sein! Im Refrain ein Wunsch, ein Versprechen, ein Gebet, eine Beschwoerung: ‚Armageddon – come Armageddon. Come, Armageddon! Come!‘ In der letzten Textzeile: ‚Win yourself a cheap tray. Share some greased tea with me. Everyday is silent and grey‘.

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