Strassenstars – diva https://diva.copyriot.com die elevantisierten Wed, 17 Jun 2020 00:10:38 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.6 https://diva.copyriot.com/wp-content/uploads/2020/03/cropped-IMG_25630320_164157-scaled-2-32x32.jpg Strassenstars – diva https://diva.copyriot.com 32 32 Goetterdaemmerung https://diva.copyriot.com/2020/06/17/goetterdaemmerung/ Wed, 17 Jun 2020 00:09:32 +0000 https://diva.copyriot.com/?p=444 Aus Goettern werden Menschen. Die Erkenntnis wiegt schwer. So dermassen tonnenmaessig und irrsinnig schwer, das Christian D., der Verkuender des Virus, erst kuerzlich medial zu Hack verarbeitet und oeffentlich gegrillt wurde. Eben noch Virus-Gott in Weiss – jetzt der letzte Virus-Depp. Das Virus taugt nix mehr zur Auflagensteigerung fuer das Massenblatt No.I in Deutschland. Also wird Christian D. kurz mal in die Pfanne gehauen. Das erfreut das BILD lesende Volk. Soll das Virus ihn holen! Jetzt sind alle irgendwie erleichtert. locker, luftig und frei von jeder Erkenntnis.

Zumindest im Ausland bringt das Virus noch Leistung. Erfrischend die Live-Berichterstattung aus u.s.-amerikanischen Staedten. Das Feuerrot der Brandstiftungen bietet ein beeindruckendes Schauspiel. Trauriger Anlass ist eine Bild-Sequenz, die 4 Angehoerige eines systemrelevanten Berufs bei der Ausuebung ihrer Taetigkeit zeigt. Wir wissen jetzt wieviel ein Menschenleben in den U.S.A. wert ist – wenn man die falsche Hautfarbe im falschen Stadtteil hat – 20 Dollar.

‚I can not breathe.‘ Das Zitat klingt stark nach einer Allegorie fuer das Feulletion. Fehlt nur noch der Regenwald in Flammen – die Lunge der Welt brennt! Geht noch mehr Drama? Sehr viele Phrasen, wurden im letzten Quartal, in sehr kurzer Zeit, verbrannt. Eine mediale Atempause sei uns gegoennt, bei so viel erhoehter Puls der Zeit. Auch dieser Blog sehnt sich retour in den Pseudo-Zyklus aus Konsum und Spektakel. Das Virus als Sinnersatz fuer alle und alles ist passe – bleib gesund als neue Grussformel ist out – wo ist der naexte Kippenautomat?

Beim Erste-Hilfe-Einsatz gilt, wer laut schreit, lebt noch. Das kritische Drama spielt sich in in aller Stille ab. So schlecht kann es den Maerkten nicht gehen – sie schreien noch. Demnaext regnet es Geld – staatliches Manna – vom Himmel. Der Staat als Gott, der die Maerkte durch die Wueste fuehrt.

Geadelt vom Stellverteter Gottes auf Erden wurde auch kuerzlich eine Forderung, die seit Dekaden durch die politischen Debatten, als fernes Utopia, irrlichtert. Bedingungsloses Mindesteinkommen. Existenzlohn. Buergergeld. Das Kind hat viele Namen. Von Neoliberalen bis Linksradikalen wurde es auf den Trohn gehoben und mit Eigenschaften versehen. Es ist als Couch-Potato verschrien. Massenuntauglich. Nicht vermittelbar. Eine faule Sau! Das ist wie ein Talent, das stets gelobt wird, aber nie zur Geltung kommt.

Nun wurde das bedingungslose Mindesteinkommen, Virus sei Dank, als Sturzgeburt global zur Welt gebracht. Weniger zum Wohl der Menschen, sondern mehr zur Beruhigung der Maerkte. Demnaext verschwindet das Krueppelkind der Soziologie dann wieder im Aktenschrank fuer den Notfallplan.

Der Mensch – des Menschen Freund? Das waere mal was Neues! Seit Bismarck dient Sozialgesetzgebung in Deutschland als Klassenkampf von Oben. Dem kapitalistischen Geist, der stets rechnet und auf Geldvermehrung aus ist, kommt es nicht in den Sinn, ohne Gegenleistung, Geld zu verschenken. Papst Franziskus sprach auch sehr vorsichtig von einem ‚vielleicht‘ waere es an der Zeit, als er die Forderung unterstuetzte.

An guten Ideen mangelt es bekanntlich nicht. Oft fehlt es nur am revolutionaeren Funken. der auf die Massen ueberspringt. Vielleicht waere es auch an der Zeit den kapitalistischen Geist ins Weltall zu schiessen? Das ist zumindest eine Idee oder ein Gedanke, der sich mehr lohnt und etwas weniger gottgegeben nach Almosen klingt, sondern mehr down to earth und menschenfreundlich nach das grosse Los und 6 Richtige fuer Alle.

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Gib Acht! Teil VIII an die Macht! https://diva.copyriot.com/2020/05/22/gib-acht-teil-viii-an-die-macht/ Fri, 22 May 2020 01:07:26 +0000 https://diva.copyriot.com/?p=435 Monoton wechseln die Zeit-und Klimazonen in den Tropen zwischen heiss, sehr heiss und sehr, sehr heiss. Nur am fruehen Morgen und am spaeten Abend laesst die Sonne etwas Gnade walten. Je laenger die ‚hot season‘ in Thailand dauert und die Regenzeit auf sich warten laesst, desto mehr wird das Wetter zum Mantra der Gespraeche. ‚Hot…‘ heisst es dann. Mehr gab es nicht zu sagen. Die Sonne verbrannte nicht nur die Erde, sie versengte auch das Gehirn.

Lethargisch und schlaff naeherten sich die Zeiger der Uhr, dem Tag, an dem atombombenartige Wolkengebilde anfangen sich am Himmel zu bilden. Ein gewaltiges Grollen kam naeher und naeher. Regenwand auf Regenwand explodierte Tag und Nacht am Horizont. Eine heisse Dusche aus Feuchtigkeit, die in jede einzelne Pore drang, prasselte durch die Wolkendecke. Das ist ein gewaltiger Zauber, der auch etwas faulig und morsch nach Verwesung riecht. Wunden oeffnen sich und eiterten zu immer neuen Kreationen.

Das ist die dunkle und finstere Seite der Tropen, von der man an den aufgeraeumten Traum-Straenden der Back-Packer und Pauschaltouristen nur wenig spuert. Der Strand ist die Verlaengerung der Flughafenhalle. Fertig verpackt und portioniert verlaeuft die Beach-Zeit bis zum Retour-Flug, wie das ruhige Plaetschern von einem Deko-Springbrunnen. Der touristische Blick gleitet nur kurz ueber die Elendsbehausungen, die sich neben den Gleisanlangen langziehen, nachdem der Zug die Hua Lamphong-Train-Station in Richtung Insel-Paradies verlassen hat. Ob unter den fliegenden Haendlern, die lautstark ihre Ware in den Gaengen anpreisen, die sie in Eimern und an Harken durch die Abteile schleppen, auch Bewohner der Slums von Bangkok sind, die taeglich in der Gluthitze unter Wellblech schmoren?

Spektakulaer erhob sich der rote Feuerball der Sonne am Horizont. Metallisch ratterte das Raederwerk unter den Dielen vom Holzfussboden, der die Schwingungen ungedaempft uebertrug. Das Ballett der Vorhaenge zwischen den aufgerissenen Zugfenstern wehte im Fahrtwind. Je mehr der Zug Tempo gewann, desto infernalischer wurde der Geraeuschepegel. Quitschend und kreischend protestierte das Material vor Anstrengung, wenn der Zug stoppte und sich wieder in Bewegung setzte. Neidisch betrachte Greta Thunberg die reiche Essware von ihrem Sitznachbarn. Askese war nicht gerade der starke point von Lord Buddha. Er glich mehr dem uebergewichtigen Gluecksgott, der in China-Restaurants weltweit den Eingang schmueckte. Mehfach war Greta bereits eingedoest. Der rote Ball, der in der Morgendaemmerung aufstieg, war jetzt eine gleissende Sonne. Schon wieder stand der Zug auf freier Strecke. Unbarmherzig drang die Gluthitze durch die Fenster.

Zur Ueberraschung von Greta Thunberg meldete sich ihr Nachbar und uebermittelte schoene Gruesse von Engel und Co und den satanischen Diensten. ‚Die Weltrettungsmaschine ist noch in Arbeit. Ich fuerchte bis zur Rettung der Welt musst du dich noch ein wenig gedulden. Ich habe eine zornige Falte auf deiner Stirn entdeckt, die dringend glattgebuegelt werden muss. Weltrettungsmaschinen lassen sich nur total relaxt und super entspannt in Gang setzen. Der naexte Ort an dem wir halten ist dafuer bestens geeignet. Hast du jemals das Beduerfnis verspuert an einem unbekannten Ort, der dir auf den ersten Blick gefaellt, spontan auszusteigen? Jetzt ist dafuer die Gelegenheit.‘

Lord Buddha laechelte fast schon eine Spur zu entpannt. Seine letzte zornige Falte hatte er schon vor langer, langer Zeit plattgebuegelt. Bei Greta Thunberg dagegen machte sich besagte Falte wieder bemerkbar, was bedeutete, das sie ihr Hirn anstrengte. Ausserdem hatte sie Hunger. Ihr Knaeckebrotvorrat war am Ende. Dieser Lord Buddha koennte ihr ruhig was abgeben, dann wuerde ihr auch das Denken leichter fallen. In diesem Moment aechzte und ruckelte der Zug. Langsam – sehr, sehr langsam – setzte sich das Raederwerk in Gang. Lord Buddha bot ihr Obst an. Was dann folgte war eine krasse, fette Reste-Verwertungs-Party.

Sichtlich gesaettigt und deutlich relaxter war Greta Thunberg wieder in der Lage ihr Hirn anszustrengen, als sie nur wenig spaeter an der Station anhielten. ‚Why not? Call it a day! Morgen ist auch noch ein Tag! Zugfahren in Thailand ist zwar mega Leinwand. Aber auch hardcore hammer hart anstrengend.‘ Ihr war jetzt mehr nach Meer und Haengematte. Eine leichte Brise kam durch das Abteil geweht. War das die entfernte Brandung der Wellen? Hoerte sie nicht das Meer rauschen? Also packte sie ihren Rucksack und stieg aus. Fuer Lord Buddha gab sie noch liebe Gruesse retour an Gott & Co in Auftrag. Die Lautsprecherdurchsage knackte und kraechzte und die Bimmel an der Station laeutete zur Abfahrt. Betont langsam und unter sehr viel Laerm und Anstregung machte der Zug sich wieder auf den Weg.

Waehrend Greta Thunberg sich auf den langen und beschwerlichen Weg machte, ein besserer Mensch zu werden, fuetterte Angela Merkel die Fische im Golf von Thailand. So richtig schoen abgekotzt, das war erst kuerzlich, bei der letzten Kabinettssitzung. Da musste mal wieder die Mutti ran. Listig laechelte sie und schwelgte still in Erinnerung. Manchmal war es garnicht so schlecht eine Angela Merkel zu sein. Wer war Angela Merkel? Ihre Kritiker behaupten von ihr, sie waere ein ausserirdisches Wesen. Kam Mutti von den Sternen? Praegend fuer ihren Charakter war die FDJ. ‚Bau auf! Freie deutsche Jugend! Bau auf!‘ Das waren noch goldige Zeiten. Aus guten, alten FDJ-Zeiten hatte sie auch ihre Trinkerkondition noch uebrig, die sie bei diversen Staatsbesuchen trainierte. Deswegen war sie auch nur maessig ueberrascht, als Putin, als erste Massnahme, zum Umtrunk einlud.

Als sie mit Donald Trump noch nichtwissend im Hubschrauber von Bangkok nach Pattaya helikopterte, konnte sie schlecht ahnen, wessen Vissage ihr als erstes begegenen wuerde: die fiese Falten-Fresse Gerhard Schroeder! Wie kam das Penner-Gesicht auf die Putin-Luxus-Yacht? Natuerlich (was sonst?) gruesste er prostend mit einer Flasche Bier in der Hand. Gepflegtes Bier nannte er das. Morgens. Mittags. Abends. Bierchen. Bierchen. Bierchen. Mit dem einen saufen? Muss nicht sein! Dieser abgehalfterte Putin-Spezi schlug ihr derartig auf den Magen, das sie sich mehrfach uebergeben musste. Zum Glueck hatte sie fuer solche Faelle eine Spezi-Trinktechnik parat. Wenn die Glaeser die Runde machten, liebte sie es, aus taktischen Gruenden, die Herren warten zu lassen. Prost? Zum Wohle? Ex und Hopp? Nee! Sie dankte erstmal Putin fuer die grossartige Trinkbar. Dann Donald fuer sein schickes Hemd und Gerhard fuer seine tolle Hose. Deren Fressen wurden immer laenger, der Saufdruck immer haerter. Dann empfahl sie sich fuer kleine Maedchen. Den Herren war es recht. Jetzt durften sie bloede Witze machen. Von unten hoerte sie Geschrei und Gepolter. Sollen die mal machen und sich den Rest geben. Morgen war ihr Tag! Morgen war der Tag der Angela Merkel!

Statt sich die Lichter auszuschiessen, liessen Noi und Minife es sich bei Papaya Salat extra scharf mit Mango-Klebreis und Pfannenkuchen super suess im Restaurant ‚Bangkok am Meer‘ gut gehen. Das Restaurant bestand aus Klappstuehlen und Klapptischen neben einem mobilen Stand auf einer Strandpromenade. Ueber dem Flussdelta des Chao Phraya Rivers segelten dichte Vogelschwaerme. ‚Das sind Moewen aus Sibirien, die jeden Winter in Thailand Urlaub machen‘. Minife staunte nicht schlecht ueber die Moewen, die den Besuchern auf der Terasse das Essen aus den Haenden rissen. ‚In den 60er Jahren gab es hier ein Tanzlokal. Meine Oma traf sich hier immer mit ihren Freunden. Wer genug hat von der schlechten Luft in Bangkok, kommt am Wochenende und fuettert die Moewen.‘

‚Liebe Noi! Bitte erzaehl mir noch wie die Geschichte vom fraenkischen Frank und der grossartigen Zabosa weitergeht? Bitte! Bitte! Weitererzaehlen!‘ ‚Also gut: Der fraenkische Frank und die grossartige Zabosa starteten eine heftige On/Off-Beziehung. Die grossartige Zabosa war nicht nur gartenschlank, bildhuebsch und oberschlau, sondern auch mega-verfressen. Der fraenkische Frank musste Zabosa nonstop mit Resten aus der Restekammer von Frankie-Town versorgen. Je mehr potato chips mit Bier die grossartige Zabosa runterspuelte, desto missgelaunter und unleideiger wurde sie, wenn kein Nachschub kam. Irgendwann waren alle Reste weggefuttert. Das ging garnicht! Die grossartige Zabisa schmiss den fraenkischen Frank wie einen alten, abgeranzten Stoff-Teddy-Baer in die naexte Ecke. Die Frank-Mutter wurde von einem Staubsauger weggesaugt und die Streichelmonster uebernahmen die Macht in Frankie-Town.

Frank musste in die down town city-zone von Frankie-Town umziehen. Down town hiess auch Proll-Stadt. Weil: In der Proll-Stadt wohnten die Internet-Prolls, die sich in einer kryptischen Programmiersprache unterhielten. Der fraenkische Frank hielt sich dort mit Pfand sammeln ueber Wasser. In der Gaststaette ‚Zur letzten Lockerung“ trafen sich die Frank-Exilanten zu Schwarzbier und Essig-Chips. Die grossartige Zabosa wurde Serien-Star in einer daily-soup. Der Catering-Service der Serienproduktion loeste die Verorgungsprobleme mit potato chips und Bier fuer immer und Zabosa musste nie wieder Hunger leiden. Der fraenkische Frank sah sie nur noch in der Glotze, wenn er an der Theke von der letzten Lockerung seine Essig-Chips mit Schwarz-Bier runterkippte. Dann fuellte sich sein linkes Auge mit einer kleinen, salzigen Traene und er seufzte traurig. So ist das nun mal: Wo die Liebe hinfaellt, da waechst kein Gras mehr.‘

Wie geht es weiter?

Waechst wirklich kein Gras mehr in Frankie-Town?

Was passiert am Tag der Angela Merkel?

Uebernimmt Mutti die Weltherrschaft?

Fortsetzung folgt

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Gib es dir auf Ex! Gib dir Teil VI! https://diva.copyriot.com/2020/05/12/gib-es-dir-auf-ex-gib-dir-teil-vi/ Tue, 12 May 2020 00:18:23 +0000 https://diva.copyriot.com/?p=427 ‚Ladies and Gentleman! In wenigen Minuten erreichen wir Bangkok. Wir bitten sie sich anzuschnallen und bis zur Landung auf ihren Sitzen zu bleiben. Wie sie von ihren Plaetzen aus sehen koennen strahlt die Sonne ueber Thailand. Die Aussentemperaturen in Bangkok liegen bei angenehmen 33 Grad. Wir bedanken uns, das sie Thai Airways gebucht haben und wuenschen ihnen noch einen schoenen Tag.‘ Es raschelte und klickte in den Sitzreihen. Noi und ihre Kollegen checkten die Passagiere in den Gaengen. Dann wurde es seltsam still an Bord, waehrend die Maschine immer mehr absackte und in einer steilen Schleife ueber Bangkok einschwenkte. Bangkok von oben sah aus wie eine Armada quadratischer Bausteine.

Bumm! Ruck! Zack! Sie sausten auf der Landebahn und der Fahrtwind rauschte ueber die Landeklappen. Die Maschine stoppte mit einem Ruck und bewegte sich langsam in Schritttempo zur Gateway. Die Spanung an Bord loeste sich und die Passagiere stuerzten sich erleichtert auf das Handgepaeck. Am Ausgang stand die Crew und verabschiedete die Pasagiere. Als nur noch wenige Nachzuegler durch die leeren Gaenge hasteten kam Noi zur Sitzreihe von Minife. ‚Gleich kommt Deniz. Das ist unser Fahrer in Bangkok. Ich ziehe mich nur kurz um. Wir treffen uns am Auto.

‚Bonjour Madame! Welcome! How do you do? Sawaddi Khrab! Sabai di mai? Gudde Morsche! Ei gude wie? Vamoz a ya Playa!‘ Was war das schon wieder fuer ein Pausenclown? Schlecht rasiert, ausgebeulter Anzug, verschwitztes Hemd, Bauchansatz und deutlich groesser als Naphata. Das Haar verstrubelt und der Schnurrbart gezwirbelt. Deniz sah aus als kaeme er direkt aus einem schlechten Agentenfilm nach der Romanvorlage von Graham Greene. Der Geruch von Nikotin klebte an seinem Anzug. ‚Ich bin Deniz. Du bist Minife. Das ist fuer dich. Das ist fuer mich.‘ Damit reichte er ihr eine bunte Gesichtsmake mit Mini-Mouse-Motiv, waehrend er sich eine Kater-Carlo-Maske aufsetzte. ‚Wir haben in Bangkok nicht nur 6 Stunden Zeitunterschied. Wir sind auch more up to date – to fight the Corona-Virus – der neue, coole Masken-Style. Das ist wie Dankeschoen und Bitteschoen auf Thai: Khop khun maak khrap!.‘ Deniz hatte recht. Alle trugen Maske. Menschen mit Maske auf den langen Gaengen, auf den Rollbaendern, an den Sperren und Sicherheitsschleusen.

Als sie am Auto ankamen liess Deniz den Motor laufen und stellte die Kuehlung an. Angenehme Aussentemperaturen? Hot! Es war heiss in Bangkok. ‚Du bist aus Ruesselsheim? Ich bin made in Floersheim! Ich bin sozusagen dein Ex-Nachbar aus Nordhessen.‘ ‚Warum faehrst du dann fuer Naphta Taxi in Bangkok?‘ ‚Ich hab 1 x laut nachgedacht: Ich wuerde meine Seele verkaufen fuer den Job als Korespodent in Istanbul. Schon war ich nicht mehr in Berlin, sondern in Instanbul. Naphta hat gute Kontakte zu Gott und der Welt. Nach der Pressekonferenz mit Erdo-Man und Merkel wegen dem Fluechtlings-Deal hab ich ueber Erdo-Man gewitzelt, das er mich stark an einen Teppichhaendler erinnert. Merke dir eins: Leg dich nie mit einem Teppichhaendler an! Die Tabakversorgung im Knast ist hundsmiserabel. Also musste noch mal Naphta ran. Jetzt darf ich zu Merkel Mutti sagen und fuer Naphata Taxi fahren.‘

Naphta? Merkel? Erdo-Man? Teppichhaendler? Fluechtlings-Deal? Mutti? Berlin? Istanbul? Bangkok? Knast? Minife verstand garnix mehr. Das war aber auch egal, weil jetzt Noi kam. Noi sah super-mega-cool aus! Voll der echt krass geile Gangster-Braut-Style mit ganz viel Blingl Bling! „Yo / Du / Da staunst du / Ich bin keine stupide / hol-und bring / Uebersee-Schlampe / zustaendig / fuer die / Billig-Food / Essens-Pampe / ich sag es / jeder / bloeden / Fluggastfresse /ich bin die hammerharte / hardcore / hip hop / beat / Stewardesse / denn / I was / made / in suedhesse. Deniz hupte noch mal kraeftig um den free style Vortrag von Noi zu supporten: Hup! Hup! Honk-Alarm! Hup! Hup! Honk-Alarm! Hupend und honkend ging es durch Bangkoks Strasen.

Bangkok war nicht nur hot, sondern auch high. Zaehle alle Hochhaeuser von Rhein-Main zusammen und multipliziere sie mal 10, dann noch das Moenchhofdreieck zwischen Raunheim und Kelsterbach und das Frankfurter Kreuz x 10 und die Zeil-Shopping-Center x 100. Voila! Dann hat du Bangkok oder zumindest kleine Teile von Bangkok. Noi war nicht nur Thai-Sued-Hessin, sondern auch Raunheimerin. Also noch ein paar Meter naeher dran an Ruesselsheim als Floersheim. Am besten war ihre Maske: die Panzerknacker! Minife war neidisch. Mini Mouse, Kater Carlo und die Panzerknacker AG – das magische Dreieck Ruesselsheim, Raunheim, Floersheim in Bangkok auf Shopping Tour. Der grosse Vorteil an den Shopping Centern von Bangkok: Sie waren alle super runtergekuehlt wie ein Eisfach. Am Ende der Tour landeten sie bei Nois Tante Anong im Sala Thai Guesthouse. Das Sala Thai lag in einer kleinen, dunklen Sackgasse, wo der infernalische Motorenlaerm der sechs-spurigen Rama IV Road nur als weit entferntes Dauerecho durchdrang. Das war wie 1000 und eine Nacht. Erst die bruetend heisse Laermwand von Bangkok. Dann Siams Zauber.

‚Tante Anong ist ein wenig verrueckt. Sie kann nix, aber auch rein garnix wegschmeissen. Voll der Messi! Zum Glueck gibt es noch Dam und San, die den Laden schmeissen und auf sie aufpassen. Wenn Tante Anong ihre Depri-Phase hat, ist Grosskampftag angesagt. Dann landet alles was geht auf dem Muell. Minife fand das gepflegte Durcheinander gemuetlich. Es sah aus wie in einem vollgestopften Antiquitaetenladen. Hier stand die Zeit still. Eine Etage hoeher hoerten sie den Dauerton der Fernsehensender, die zwischen Nachrichten, Premier-League und Movie-Kanal wechselten und das gelegentliche Ploppen von Kronkorken. ‚Das ist Peter. Dauergast und English Teacher in Bangkok seit ueber 20 Jahren. Peter entspannt sich allabendlich mit jeder Menge Big Heiniken Bier vor der Glotze und haelt sich auf die Art up to date. Er ist sozusagen die gute Seele des Sala Thai. Aber eigentlich ist er Dozent der Filmwissenschaften. Seine Stelle an der Bangkok Thammasat University wurde aber bereits vor 20 Jahren gecancelt‘.

Mitten in der Nacht wurde Minife wach. Durch ihr Zimmer lief ein gurkesnaueugiges Huhn das laut kraehte:’Kikeriki!‘ Minife war hoechst erstaunt. ‚Warum kannst du kraehen? Ich denk du bist ein Huhn?‘ ‚Ich leg mich nur ungerne auf Geschlechterrollen fest‘ antwortet das Huhn. ‚Und wieso hast du die Augenfarbe von sauren Gurken im Glas?‘ ‚Ich kann auch gerne wechseln zu frischen Salatgurken, wenn dir das besser gefaellt?‘ Was Minife nicht wusste: der liebe Gott war auf Spontan-Trip per Tele-Transporter in Bangkok. Das gurkenaeugige Huhn-Outfit entsprach seiner augenblicklichen Gemuetsverfassung am besten. Nachdem sich der liebe Gott vorgestellt hatte unterhielten sie sich ueber die aktuelle Weltlage.

Irgendwann fing Minife an sich ueber ihre Eltern auszuweinen. Es war ein Leid ein Kind zu sein. Immer hatten ihre Eltern Recht. Nie hoerten sie zu, wenn sie mal was zu sagen hatte. Das gurkenaeugige Huhn schaute etwas ratlos drein. Schon wieder war Gottes Werk innerhalb der letzten 24 Stunden inperfekt. ‚Da kann ich auch nix machen. Da hilft nur strenge Erziehung. Vielleicht bessern sich deine Eltern noch mal?‘ Zu Naphta sagte er nur: ‚Mein bester Mann. Schwergewichtsklasse. Ungeschlagen!‘ Dann kam noch das Wort zum Sonntag: ‚Das Leben spielt Lotto. Ene mene mu – raus bist du! Aber wir sehen uns ja jetzt oefter? Bis morgen dann! Und tschuess!‘ Bevor Minife wieder einschlief, liess sie den Tag im Kopf retouren. Endlich war sie nicht die Aelteste gewesen, die immer alles abkriegt, wenn ihre Eltern schlechte Laune haben. Das war super! Urlaub von der Family. Urlaub von den Eltern. Ein grosser Bruder und eine grosse Schwester, die sie beschuetzen und behueten.

Wie geht es weiter?

Was gibt es zum Breakfast im Sala Thai Guesthouse?

Wer sind Dam und San?

Fortsetzung folgt

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Die Masse machts https://diva.copyriot.com/2020/05/08/die-masse-machts/ Fri, 08 May 2020 00:35:09 +0000 https://diva.copyriot.com/?p=424 Der aktuelle Souveraen, im Sinne von Carl Schmitt, die letzte Instanz, befiehlt den Massen weltweit im Kampf gegen einen unsichtbaren Feind fuer die naechsten zwei Jahre von der Strasse zu verschwinden und das Leben in der Elendsbehausung fortzusetzen. Laut Elias Canetti, Nobelpreistraeger, Schriftsteller und Aphoristiker der deutschen Sprache, bedeutet das in etwas das gleiche wie auf essen und trinken zu verzichten oder die Zuneigung zu verbieten.

20 Jahre beanspruchte die Fertigstellung von Canettis Hauptwerk „Masse und Macht“. Alleine 10 Jahre dauerte das Quellenstudium. Waehrend dessen verbot er sich, im Exil in London, jede Taetigkeit als Schriftsteller. Die Erfahrung gegen den eigenen Willen von einer Erfahrung mitgerissen zu werden, machte Canetti mehrfach auf den Strassen der Weimarer Republik. Explizit benennt er den Tag des Arbeiteraufstands von Wien oder den Wiener Justizpalastbrand, den 15.Juli 1927. ‚Es sind 53 Jahre her, und die Erregung dieses Tages liegt mir heute noch in den Knochen. Ich wurde zu einem Teil der Masse. Ich ging vollkommen in ihr auf, ich spuerte nicht den leisesten Widerstand gegen das was sie unternahm.‘

Cannetti versperrte sich gegen die Tendenz seiner Zeit, den Begriff der Masse, als Regression des Unverstands zu verwerfen, er vermutete ein anthropologisches Beduerfnis. Die primitiven, amorphen, wilden Eigenschaften der Masse versteht Canetti als Aufforderung sein Studium fortzusetzen und zu vertiefen. Er unterscheidet in mehrere Kathegorien: ‚die offene Masse‘, ‚die institutionalisierte Masse‘, ‚Hetz-und Fluchtmassen‘ (wie im Tierreich), ‚Umkehrmassen‘ (gegen Herrscher sich auflehnen), Verbotsmassen (gegen herrschend Regeln rebellieren), ‚Festmassen‘ (das Leben zelebrieren) und ‚Doppelmassen‘ (Mann gegen Frau, alt gegen jung, die Lebenden gegen die Toten).

Der ‚offenen Masse“ attestiert er, jenseits des Religioesen, eine „Zerstoerungssucht‘. Die ‚institutionalisierte Masse‘, die ‚Zaehmung des Massentriebs‘, verortet er in den Sperrbezirken des Heiligen, wo der Kult der Religion gefeiert wird. Der Zweck der Masse, jenes ‚von Affekten geleitete Gebilde‘: ‚die Entladung‘. Das hoert sich an wie ein Naturschauspiel. Blitz und Donner. Sturm und Hagel. Schrecklich. Schauerlich. Ueberwaeltigend. Gewaltige Massen an Energie, die sich am Himmelskoerper tuermen, verteilen und entladen, um auf die Erde niederzurasen. Das erklaert wieso Canetti die Kathegorie der ‚Massensymbole“ entwirft: Feuer, Wasser, Wald, Kunst, Geld. Jede Nation hat sein Massensymbol, seine nationale Religion. Fuer die Deutschen: ‚das Heer‘, ‚der marschierende Wald‘. Das ist nicht nur ausgesprochen originell, sondern auch sehr bildhaft und treffend.

Der Eintritt in die Masse befreit das Individium von seiner ‚Furcht vor Beruehrung‘ und muendet in einen Aufstand gegen die ‚Andersartigkeit der Welt‘. Als kurze Formel gesprochen: die Masse gegen den Rest. Der Rest gegen die Masse. Masse oder Rest. Rest oder Masse. Wer siegt? Wer macht das Rennen? Daher auch besagte Zerstoerungssucht besagter Masse. Elias Canetti geht so weit von Bewegungsgesetzen der Masse zu sprechen. Erstes Gebot: die Masse will immer wachsen (wie die Geldinflation). Zweites Gebot: Innerhalb der Masse herrscht Gleichheit. Drittes Gebot: Die Masse liebt Dichte. Viertes Gebot: Die Masse braucht eine Richtung.

Wachstum, Gleichheit, Dichte, Richtung. In Viruszeiten klingeln in diesem Augenblick jedem Virologen und jedem Polizeipraesidenten die Ohren. Er oder sie kann es nicht fassen. So viel Unvernunft. Wieso will niemand auf die Stimme der Vernunft hoeren? Vielleicht weil wir im Zeitalter der Massenphaenomene leben? Massenkultur. Massenevents. Massenmedien. Massentransport. Massenepidemie. Vom Massenkonsens zum Massendissenz ist es nicht weit.

Das neue deutsche Massensymbol: der Einkaufswagen oder Abstandswagen, gelegentlich auch Streitwagen, in einer sehr, sehr langen Warteschlange in einem sehr, sehr depremierenden Discountermarkt, wo die Schlange nicht nur immer laenger und laenger wird, sondern die Kunden auch immer angenervter und angenervter und die Kassiererin an der Kasse immer langsamer und langsamer. Normalerweise heisst es dann irgendwann: Neue Kasse bitte! Das kann dauern. 1 Jahr? 2 Jahre?!

2 Jahre hoert sich eigentlich vergleichsweise harmlos an, wenn man das mit den 20 jahren Arbeit vergleicht, die Elias Canetti fuer „Masse und Macht“ gebraucht hat? Weder Carl Schmitt noch Elias Cannetti konnten das Internet ahnen. Die Nivellierung der lokalen Zonen in die Welt-Echt-und Jetzt-Zeit. 2 Jahre lang den Bildschirm anstarren? Information. Desinformation. Stereorealitaet. Telekontakt. Erstickung der Sinne. Kontrollverlust der Vernunft. Herrschaft der Meinungsumfragen und Einschaltquoten. Tyrannei der absoluten Gechwindigkeit. Traumatische Stoerung der Wahrnehmung des realen. Entortung der Individuen, der Gesellschaft, der Demokratie. Desorientierung was das Verhaeltnis zum sich Gegenueberstehenden und das Verhaeltnis zum Anderen – zur Welt betrifft.

Vor 25 Jahren, im August 1995, hat uns das der franzoesische Filosoph Paul Virilio unter dem Titel ‚Alarm im Cyberspace‘ fuer die Zukunft des Internets prophezeit. Sozusagen ein Blick durch die Kristallkugel. Er sprach auch noch vom Unfall der Unfaelle: der Datenbombe. Einen Virus hatte er dabei nicht im Sinn. 2 Jahre lang die Seuchendynamik online anstarren wie ein Championsleague Finale? Kant gegen Darwin? Wer macht das Rennen? Wuerde und Wohlergehen der Individuen? Funktionsfaehigkeit des Kollektivs? Nur um in 2 Jahren umzuschalten, auf den naechsten Katastrophenjoker: das Weltklima. Ein Astreoideneinschlag auf die Erde in Zeitlupe und Grossaufmnahme. Crash! Nice. Nice. Nice. Very ,very, very nice. I love it. I like it. I love it.

Hier und jetzt startet mein Programm ein akustisches Warnsignal. Was will heissen: die Konzentrationsfaehigkeit des Lesers ist erschoepft. Sorry! Lieber Leser! Ich bitte um Geduld. Nur noch eine kleine Masse Zeit und ich bin am Ende mit meinem Vortrag: ‚Jeden Tag, den wir ueberleben triumphieren wir ueber die Massen der Toten.‘ Auch das hoert sich vertraut an und dockt an unsere Alltagserfahrungen und Alltagsbeobachtungen. Jeden Tag betrachten wir die Zahlen, die Mortalitaetsrate, die Bilder der Toten und Todgeweihten an den Maschinen in den Notaufnahmen und Intensivmedizinzentren. Wir leben. Wir atmen. Wir triumphieren. Das ist Canettis Definition der Macht. Das menschliche Machtgefuehl waechst aus der Konfrontation mit dem Tod und dem Erlebnis des Ueberlebens.

Carl Schmitt erhielt von Goehring als Ehrung den Titel des preussischen Staatsrats. Das war ihm laut eigener Aussage mehr wert als der Noblepreis. Er praegte Formeln und Konzepte, die bis heute verwendet werden: Verfassungswirklichkeit, politische Theologie, dilatorischer Formelkompromiss, Freund-Feind-Unterscheidung, Theorie des Partisanen. Ist der Virus nun ein Freund? Oder ein Feind? Ein irregulaerer Krieger? Anhaenger einer Partei? Instrument einer maechtigen Weltzentrale? Auch das klingt verdaechtig bekannt von Donald Trump bis Xavier Naidoo nach Hokus Pokus Trallala: Ich sehe was, was du nicht siehst.

Nach der Theorie des Partisanen ist der Partisan durch seine Irregularitat im hohen Mass mobil und kann jederzeit ueberall zuschlagen. Weder Friedensschluss noch gehegter Krieg ist moeglich. Ziel ist nicht die Eroberung der Geo-Sphaere, sondern die Vernichtung einer Lebensweise. Hatte Carl Schmitt eine Kristallkugel zuhause?

Carl Schmit litt im Alter unter Anfaellen von Paranoia und Wahnvorstellungen. Nichts ist realer als Paranoia. Er sah und hoerte ueberall Abhoeranlagen und feindliche Schwingungen. Ein muendliches Zitat kurz vor seinem Lebensende ist ueberliefert, das sich wie eine gute Formel anhoert, fuer eine neue weltweite Verschwoerungstheorie: ‚Souveraen ist, wer ueber die Wellen des Raums verfuegt.‘

Elias Canetti beszeichnete sich selber als ‚Dichter ohne Werk‘. Sein einziger Roman ‚Die Blendung‘ erschien 1935. Es ist die Geschichte eines Buechernarren, eines Gelehrten der chinesischen Kulturwisseschaften, der am Romanende, umstellt von seinen Buechern, sozusagen von Wissen verzehrt, durch den Brand der eigenen Bibliothek stirbt. Neben dem Nobelpreis der Literatur erhielt Canetti noch zu Lebzeiten den Ritterrschlag von Thomas Mann, der in einm Brief an ihm schreibt: ‚Beeindruckt von der krausen Fuelle, der gewiss erbitterten Traurigkeit und seinem Uebermut‘.
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Was haben Elias Canetti und Carl Schmitt gemeinsam? Wenig. Sehr wenig. Oder auch viel. Sehr viel. Beide schrieben in der deutschen Sprache. Ihre geistige Heimat war der deutsche Sprachraum. Carl Schmitt gehoerte in seiner Jugend zur Boheme in Muenchen. Er war u.a. mit Hugo Ball befreundet. Canetti in Berlin mit Bert Brecht und den Bruedern Herzfeld. Carl Schmitt und Elias Canetti teilten den Atem der Zeit und starben im hohen Alter.

Wer vernichtet wen? Wer frisst wen? Wer stirbt? Wer lebt? Wer gehoert zu den Toten? Wer gehoert zu den Lebenden? Wer hat das letzte Wort? Ueber die Moerder, ueber die Befehlsempfaenger und Befehlsgeber schrieb Canetti: Macht ist Gewalt. Macht ist Ueberleben. Wer Macht hat, hat das Recht ueber Leben und Tod zu entscheiden. Jede Befehl ist eine Todesdrohung. Die Befehlsbefolgung braucht einen Antrieb und hinterlaesst einen Stachel. Der Antrieb ist die Furcht vor Bestrafung. Der Stachel ist das Fremde, das von aussen eindringt und im Koerper Schaden hinterlaesst. Der Befehl ist aelter als die Sprache. Um den Schmerz des Stachels zu mildern geben wir den Befehl weiter. Bis zum letzten Glied in der Befehlskette.

Das Domino der Macht. Die laecherliche Paranoia der Herren ueber Leben und Tod. Die Befehlsketten und Infektionsketten von Washington bis Peking. Von Moskau bis Paris. Asien. Europa. Afrika. Amerika. Kontinente. Landmassen. Gebirgsketten. Ozeane. Staedte. Laender. Grenzen. Oben. Unten. Nord. Sued. West. Ost.

Wer sich entspannen will, um Spannung abzubauen, kann dies auch durch Lachen tun. Entladung durch Humor. Die Erfahrung zeigt uns: Lachen befreit oft in unertraeglichen Situationen. Die Perspektive verschiebt sich und wir sind wieder in der Lage die Relation zu wahren. Kuerzlich war Weltlachtag. Eine Initiative zur Verbesserung der Welt. Auch hier geht es darum Schwingungen freizusetzten. Carl Schmitt liegt scheinbar im Trend der Zeit?

Lach-Yoga als Form der Entspannung im Lifestyle-Universum mit der beruhigenden Vorstellung, so ganz nebenbei, auch noch die Welt zu verbessern. Dagegen ist erst mal nichts zu sagen. Das ist wie mit Fetisch-Sex. Niemand wird groesserer Schaden zugefuegt. Ich hab aber den Verdacht das dieses harmlose Vergnuegen nicht mehr ganz up to date ist. Vielleicht ist es an der Zeit Lach-Yoga weltweit upzudaten und minimum 1 x taeglich ganz herzlich ueber Mr. Trump, Mr. Putin, Mr. Kim und wie sie alles heissen moegen zu lachen? Eine Welt-Partisanen-Armee der Welt-Lach-Yoga-Clubs?

Alarm! Alarm! Alarm! Ich hab die Restzeit mehrfach ueberschritten. Die Geduld des Lesers ist definitiv am Ende! Sorry! Lieber Leser! Lach mal wieder! Laut und herzlich! Mehrfach taeglich! Hoho! Hahaha! Hoho! Hahaha!

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Der Sexgott an der Autobahn https://diva.copyriot.com/2020/04/17/der-sexgott-an-der-autobahn/ Fri, 17 Apr 2020 00:49:56 +0000 https://diva.copyriot.com/?p=318 Hart. Haerte. Haerter. Das war er. Das war sein Motto. Braungebrannt. Doppelt verspiegelte Sonnenbrille. Qualitaet. Topware. Discount. Muskelshirt. Baseballkaeppi. Radlerhose. Signalrot. Stramm. Jeder Muskel definiert. Kein Gramm Fett. Muskelaufbau. Eiweisszufuhr. Kraftsport. Taeglich abgezaehlte Einheiten. Takt! Takt!. Takt! Tak! Tak! Tak! Jedes Wort – jeder Satz – ein Geschoss. Eine Symphonie aus Geschossen. Zielgerichtet. Angriff! Attacke! Zeitgewinn. Raumgewinn.

Wenn er dann die Sonnenbrille abnahm und hinter der sonst so coolen Fasade zwei paar Augen in Erscheinung traten, warm und weich und gutherzig, die komplett im Widerspruch zu seinem sonstigen Auftreten standen, war es bereits zu spaet. Dann zerfloss das weibliche Geschlecht unter dem Blick des
selbsternannten Tantra Sex Massage Experten und er konnte fuer die Statistik eine Ziffer hinzufuegen. Sex betrachtete er als Erweiterung seiner Persoenlichkeit. Ein Beduerfnis wie essen und trinken, das mit dem noetigen Ernst betrieben, fester Bestandteil seiner taeglichen Agenda war.

Almabtrieb. Taeglich zaehlter er die Kuehe. Der Mann an der Gitarre. Der einsame Hero. Nischenstar. Strassenstar. Comedian. Gaukler. Meister aller Klassen. Hohe Toene. Tiefe Toene. Trillernd. Lachend. Hohngesang. Improvisation. Das war sein Programm. Showtime. Zirkus. Akrobat. Dichtung. Prince. Jimi Hendrix. Brad Pitt. Madmax. Der Wuestenplanet. Ungeschlagen. Unschlagbar. Er wich keinen Meter zurueck. Das Kinn nach vorne geschoben. Du! Was willst du?! Sollen die Kameltreiber mit ihrem Allah doch kommen. Dabei sah er selber aus wie der Sepp von der Alm. Bronze. Lederhaut. Schlangenhaut. Gold. Silber. Metall.

Das waren so seine Sprueche. Worte. Sprache. Wortmuell. Sprache birgt die Gefahr der Inflation und Wiederholung. Sprache. Worte. Wortmuell. Ungehoert aus Mangel an Zuhoerern. Also tat er das, was alle taten. Er fing an mit sich selber zu sprechen. Er war sich selber ein besserer Zuhoerer. Er alleine war in der Lage seine Worte zu schaetzen. Er hatte es bereits 2019 gesagt: 2020 – kurze Pause – das wird soooo ein Ding! Das glaubst du gar nicht! Sooooo ein Ding! Das es am End dann auch ihn betraf, hatte er dabei nicht bedacht. Scheinbar wurden Opfer verlangt fuer die Endzeit – fuer den Endkampf – fuer den Kampf um die letzen Resourcen.

Dead end Road. So nannte er sein neues Heim. Er sass fest. Schon laenger. Ohne TUEV. Ohne Versicherung. Motorschaden. Der Bus war nur noch Unterkunft. Ein Versteck. Ein Pisseck. Ein Quadrat. Im Busch. Im Dschungel. Der Eingang zum Grundstueck ging durch einen Zaun. Hier war nichts. Garnichts. Rein garnichts. Nur Autobahn und Industriegebiet. LKW-Parkplatz. Schwertransporter. Abgestellte Anhaenger. Den Bus hatte er in einer mondlosen Nacht auf dem Gelaende abgestellt. Was ein Akt! Was ein Wahnsinn! Eine Woche tat ihm jeder Muskel weh. Das war letztes Jahr. Fast noch Winter. Anfang Maerz. Im Sommer war alles gruen. Zugewachsen.

Seine Nachbarn waren die Ratten. Er hatte einen deal mit der Oberratte. Er versorgte sie mit abgelaufenen Essensresten, die er teglich aus den Tonnen hinter den Supermaerkten holte. Dafuer biss die Oberratte jede weitere Ratte weg. In letzter Zeit schien der deal nicht mehr wirksam. Nachwuchs hatte sich eingestellt. Die Jungratten stellten die Rangordnung in Frage. Revierkaempfe fanden nachts statt. Er litt unter Schlafmangel. Ja was denn! Hoert das niemals auf? Geht das immer so weiter? Er hoerte das keifen und quiken, das rascheln und scharren, in nervtoetender Dauerschleife. Rattengift! Er sollte Rattengift streuen! Er fantasierte sich in den Schlaf, wie er mit Handfeurwaffen Jagd auf die Oberratte und die Mutterratte machte.

Als er am naechsten Tag aufstand tat ihm der Schaedel weh. Dieser scheiss Virus! Versaut ihm das Geschaeft. Die Damenwelt auch nicht mehr zugaenglich. Er hatte am Anfang noch gedacht das legt sich und weitergetraellert. Bis es hiess: Ende! Der Typ vom Ordnungsamt hat rumgedroht. Nix mehr Spektakel! Nix mehr Trallala! Haerte. Ausdauer. Energie. Nach dem Fruehstueck, ein Energieriegel, Mindesthaltbarkeit abgelaufen vor ca. 2 Wochen – tat er das was er immer tat. Pumpen! Training! Der Schweiss stand ihm auf der Stirn. Mist! War das der Virus? Unmoeglich! Er war solo. Notgedrungen. Dann noch eine fette Ladung Protein. Magerquark – Mindesthaltbarkeit abgelaufen ca. 1 Woche alt.

Nicht zu vergessen: das Pornoprogramm geile Schlampen dauergeil auf dem Minibildschirm von seinem mobilen Abspielgeraet. Sein Onkel war Arzt gewesen und hatte ihm dringend empfohlen regelmaessig zu onanieren: das Sperma darf nicht im Koerper bleiben, sonst kriegst du Krebs! Das hatte er sich gemerkt und tat moeglichst taeglich seine Pflicht. Stoehnt nur ihr dauergeilen Schlampen! Er stoehnte mit. Das war weniger lustvolles Spiel, sondern mehr harte Arbeit. Das waren noch Zeiten als das Sperma bis an die Decke spritzte. Vertraeumt betrachtet er die Spuren an der Decke und stellte seine Taetigkeit ein.

Nun denn! Was solls! Er wird das Metier wechseln muesen. Als erstes keine Rasur mehr. Ein Bart muss her! Er war jetzt ein Krisenopfer. Ein Coronaopfer! Dann wird er sich mehrere Katzen anschaffen. Er wird sie anlocken mit Leckerbissen. Fleisch aus der Tonne. Mindesthalbarkeit abgelaufen ca. 3 Tage alt. Die Katzen werden es gut bei ihm haben. Und noch ein Hund. Ein lieber kleiner Hund. So ein super suesser Wau-Wau-Schnuffi-Schnuff-ich-schleck-dir-die-Hand-Hund mit ganz lieben Augenaufschlag.

Dann schnorren, betteln, Sitzung machen am ALDI, Penny, Edeka, Marktplatz, Friedensplatz, Bahnhof. Er wird den Roma aus Slowenien mal zeigen wie das Geschaeft auf der Strasse laeuft. Das ist auch eine Frage des Stils. Die koennen noch was von ihm lernen. Das wird eine fette Sause. Money. Fett. Cash. Das wird paradise on earth. Hund und Katz werden wie Loewe und Lamm beisammen sein. Dann wird er Tantra-Sex-Koenig-Sekten-Guru im Zustand der Erleuchtung und im Besitz von literweise Spermapower, die er in Zukunft fuer bessere Zwecke aufspart, um sein Kharma nicht weiter zu schaedigen. Er – der Herr ueber Hund und Katz – der Sexgott an der Autobahn!

Wartet erst mal ab was 2022 los ist!? Da ist dann 2020 rein garnix mehr dagegen!

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