MORE! MORE! MORE! HONEY I LIKE IT! HONEY I LIKE IT!

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  • Beitrag veröffentlicht:26. Oktober 2018
  • Beitrags-Kategorie:Weltalla

Hessenland! Du hast es in der Hand! Näxten Wahlsonntag ist der Hessenwähler aufgerufen, sein Kreuz abzugeben für die Hessenwahl. Realität und Ersatzrealität, digitale Welt und analoge Welt, führen weiterhin einen zähen Kampf um die Welt-Herrschaft.

Unter dem Motto doppelt gemoppelt hält besser grüsst deswegen immer noch an jeder günstig gelegenen Straßenecke ein Wahplakat den Wähler und die Waehlerin. So mancher fühlt sich umzingelt von so viel Aufmerksamkeit und empfindet die Wahlwerbung als Zumutung. Die Not komplexe Inhalte auf engen Raum in kurze Worte zu fassen, führt zu so mancher grammatikalichen Verstümmelung bzw. Verirrung. Das Phänomen lässt sich täglich auf Seite 1 der BILD Zeitung bewundern: Wie sagen wir es dem Leser bzw. dem Wähler?

Die LINKE löst das Rätsel durch die schlichte Forderung nach MEHR für die Mehrheit bzw. MEHR für Die Kleinen. Das ist originell, wenn nicht gar genial, weil der Leser aufgefordert wird seinen Kopf anzustrengen.

Was genau wird gefordert? Mehr Geld? Mehr Money? Mehr Cash? Mehr Zeit? Mehr Raum? Mehr Fun?

Und wer ist das? Die KLeiNen? Die kleinen Leute? Kleine grüne Männchen? Die kleinen Kinder?

Bingo! Was mich an dem Spruch am meisten anspricht ist das expressive MEHR mit Ausrufezeichen, das wie ein Zeitstrahl in die Zukunft ragt und so ganz nebenbei an die Vergangenheit erinnert.

‚Mehr Tempo! Mehr Glück! Mehr Macht!‘ schreibt Franz Jung 1923 in ‚die Technik des Glücks‘ : ‚Mehr Tempo, mehr Glück – das ist mehr Macht. Macht ist Erlebnistiefe. Intensitätsdichte, die Beherrschung im Rhytmus. (…) Diese Macht setzt nicht mehr das Ziel an die Spitze, den Willen zum Herrschen. (…) Es ist die Steigerung des Ich-Gefühls. (…) Ein Jubel zur Welt, die Rhytmik des Ja-Sagens. (…) Es ist ein psycho-technische Disziplin. (…) Sie ist unfehlbar und schmilzt jeden Widerstand.‘

Das sind Worte, die in ihrer Drastik und Dichte heute nur noch wenig tauglich scheinen für Veränderung einzutreten. Das sind aber auch Worte, die Trauer spüren lassen über den Verlust, die Niederlage und den Untergang der alten Arbeiterbewegung weltweit.

Im Angesicht dessen verstrahlt die Banalität der Parolen, mit der die Erben heute zur Hessenwahl antreten eine gemütliche Grundhaltung, die an eingeschlafene Füße erinnert.

Die Spezidemokraten von der SPD werben z.B. mit dem kryptisch anmutenden Slogan ‚Zukunft jetzt machen‘. Um das besser zu verstehen, bedarf es einer Übersetzung.

Zukunft = zukünftige Generation = Kinder machen. Also: Treibt es bunt! Fortpflanzung jetzt!

Auch nicht besser DIE GRÜNEN mit ‚Vernunft gestaltet geiler….‘. Was geht ab? Wollen DIE GRÜNEN uns noch mal zusätzlich aufgeilen? Baby-Boom-Verschwörung dank Rot-Rot-Grün?

Da lob ich mir die CDU. Ein zerknitterter Hessen-Präsi beschränkt sich auf Satzanfänge:‘ so viel Polizisten wie noch nie’…(nerven rum bis zum Abwinken) oder ‚So viel Arbeitsplätze wie noch nie’… (die kein Mensch braucht). Top of the Cops: Mega-Giga-Cop Volker Bouffier!

Franz Jung schreibt 1923 in der Technik des Glücks im Kapitel ‚Mehr Liebe‘: Wir sind da. Das Erleben weitet sich. (….) Das Erleben bekommt Tempo. Der Rhytmus macht das Glück bewußt. Glück steigert.(….) Der Mensch wächst über sich hinaus. Er wird menschlicher.‘