Gib es dir auf Ex! Gib dir Teil VI!

Gib es dir auf Ex! Gib dir Teil VI!

‚Ladies and Gentleman! In wenigen Minuten erreichen wir Bangkok. Wir bitten sie sich anzuschnallen und bis zur Landung auf ihren Sitzen zu bleiben. Wie sie von ihren Plaetzen aus sehen koennen strahlt die Sonne ueber Thailand. Die Aussentemperaturen in Bangkok liegen bei angenehmen 33 Grad. Wir bedanken uns, das sie Thai Airways gebucht haben und wuenschen ihnen noch einen schoenen Tag.‘ Es raschelte und klickte in den Sitzreihen. Noi und ihre Kollegen checkten die Passagiere in den Gaengen. Dann wurde es seltsam still an Bord, waehrend die Maschine immer mehr absackte und in einer steilen Schleife ueber Bangkok einschwenkte. Bangkok von oben sah aus wie eine Armada quadratischer Bausteine.

Bumm! Ruck! Zack! Sie sausten auf der Landebahn und der Fahrtwind rauschte ueber die Landeklappen. Die Maschine stoppte mit einem Ruck und bewegte sich langsam in Schritttempo zur Gateway. Die Spanung an Bord loeste sich und die Passagiere stuerzten sich erleichtert auf das Handgepaeck. Am Ausgang stand die Crew und verabschiedete die Pasagiere. Als nur noch wenige Nachzuegler durch die leeren Gaenge hasteten kam Noi zur Sitzreihe von Minife. ‚Gleich kommt Deniz. Das ist unser Fahrer in Bangkok. Ich ziehe mich nur kurz um. Wir treffen uns am Auto.

‚Bonjour Madame! Welcome! How do you do? Sawaddi Khrab! Sabai di mai? Gudde Morsche! Ei gude wie? Vamoz a ya Playa!‘ Was war das schon wieder fuer ein Pausenclown? Schlecht rasiert, ausgebeulter Anzug, verschwitztes Hemd, Bauchansatz und deutlich groesser als Naphata. Das Haar verstrubelt und der Schnurrbart gezwirbelt. Deniz sah aus als kaeme er direkt aus einem schlechten Agentenfilm nach der Romanvorlage von Graham Greene. Der Geruch von Nikotin klebte an seinem Anzug. ‚Ich bin Deniz. Du bist Minife. Das ist fuer dich. Das ist fuer mich.‘ Damit reichte er ihr eine bunte Gesichtsmake mit Mini-Mouse-Motiv, waehrend er sich eine Kater-Carlo-Maske aufsetzte. ‚Wir haben in Bangkok nicht nur 6 Stunden Zeitunterschied. Wir sind auch more up to date – to fight the Corona-Virus – der neue, coole Masken-Style. Das ist wie Dankeschoen und Bitteschoen auf Thai: Khop khun maak khrap!.‘ Deniz hatte recht. Alle trugen Maske. Menschen mit Maske auf den langen Gaengen, auf den Rollbaendern, an den Sperren und Sicherheitsschleusen.

Als sie am Auto ankamen liess Deniz den Motor laufen und stellte die Kuehlung an. Angenehme Aussentemperaturen? Hot! Es war heiss in Bangkok. ‚Du bist aus Ruesselsheim? Ich bin made in Floersheim! Ich bin sozusagen dein Ex-Nachbar aus Nordhessen.‘ ‚Warum faehrst du dann fuer Naphta Taxi in Bangkok?‘ ‚Ich hab 1 x laut nachgedacht: Ich wuerde meine Seele verkaufen fuer den Job als Korespodent in Istanbul. Schon war ich nicht mehr in Berlin, sondern in Instanbul. Naphta hat gute Kontakte zu Gott und der Welt. Nach der Pressekonferenz mit Erdo-Man und Merkel wegen dem Fluechtlings-Deal hab ich ueber Erdo-Man gewitzelt, das er mich stark an einen Teppichhaendler erinnert. Merke dir eins: Leg dich nie mit einem Teppichhaendler an! Die Tabakversorgung im Knast ist hundsmiserabel. Also musste noch mal Naphta ran. Jetzt darf ich zu Merkel Mutti sagen und fuer Naphata Taxi fahren.‘

Naphta? Merkel? Erdo-Man? Teppichhaendler? Fluechtlings-Deal? Mutti? Berlin? Istanbul? Bangkok? Knast? Minife verstand garnix mehr. Das war aber auch egal, weil jetzt Noi kam. Noi sah super-mega-cool aus! Voll der echt krass geile Gangster-Braut-Style mit ganz viel Blingl Bling! „Yo / Du / Da staunst du / Ich bin keine stupide / hol-und bring / Uebersee-Schlampe / zustaendig / fuer die / Billig-Food / Essens-Pampe / ich sag es / jeder / bloeden / Fluggastfresse /ich bin die hammerharte / hardcore / hip hop / beat / Stewardesse / denn / I was / made / in suedhesse. Deniz hupte noch mal kraeftig um den free style Vortrag von Noi zu supporten: Hup! Hup! Honk-Alarm! Hup! Hup! Honk-Alarm! Hupend und honkend ging es durch Bangkoks Strasen.

Bangkok war nicht nur hot, sondern auch high. Zaehle alle Hochhaeuser von Rhein-Main zusammen und multipliziere sie mal 10, dann noch das Moenchhofdreieck zwischen Raunheim und Kelsterbach und das Frankfurter Kreuz x 10 und die Zeil-Shopping-Center x 100. Voila! Dann hat du Bangkok oder zumindest kleine Teile von Bangkok. Noi war nicht nur Thai-Sued-Hessin, sondern auch Raunheimerin. Also noch ein paar Meter naeher dran an Ruesselsheim als Floersheim. Am besten war ihre Maske: die Panzerknacker! Minife war neidisch. Mini Mouse, Kater Carlo und die Panzerknacker AG – das magische Dreieck Ruesselsheim, Raunheim, Floersheim in Bangkok auf Shopping Tour. Der grosse Vorteil an den Shopping Centern von Bangkok: Sie waren alle super runtergekuehlt wie ein Eisfach. Am Ende der Tour landeten sie bei Nois Tante Anong im Sala Thai Guesthouse. Das Sala Thai lag in einer kleinen, dunklen Sackgasse, wo der infernalische Motorenlaerm der sechs-spurigen Rama IV Road nur als weit entferntes Dauerecho durchdrang. Das war wie 1000 und eine Nacht. Erst die bruetend heisse Laermwand von Bangkok. Dann Siams Zauber.

‚Tante Anong ist ein wenig verrueckt. Sie kann nix, aber auch rein garnix wegschmeissen. Voll der Messi! Zum Glueck gibt es noch Dam und San, die den Laden schmeissen und auf sie aufpassen. Wenn Tante Anong ihre Depri-Phase hat, ist Grosskampftag angesagt. Dann landet alles was geht auf dem Muell. Minife fand das gepflegte Durcheinander gemuetlich. Es sah aus wie in einem vollgestopften Antiquitaetenladen. Hier stand die Zeit still. Eine Etage hoeher hoerten sie den Dauerton der Fernsehensender, die zwischen Nachrichten, Premier-League und Movie-Kanal wechselten und das gelegentliche Ploppen von Kronkorken. ‚Das ist Peter. Dauergast und English Teacher in Bangkok seit ueber 20 Jahren. Peter entspannt sich allabendlich mit jeder Menge Big Heiniken Bier vor der Glotze und haelt sich auf die Art up to date. Er ist sozusagen die gute Seele des Sala Thai. Aber eigentlich ist er Dozent der Filmwissenschaften. Seine Stelle an der Bangkok Thammasat University wurde aber bereits vor 20 Jahren gecancelt‘.

Mitten in der Nacht wurde Minife wach. Durch ihr Zimmer lief ein gurkesnaueugiges Huhn das laut kraehte:’Kikeriki!‘ Minife war hoechst erstaunt. ‚Warum kannst du kraehen? Ich denk du bist ein Huhn?‘ ‚Ich leg mich nur ungerne auf Geschlechterrollen fest‘ antwortet das Huhn. ‚Und wieso hast du die Augenfarbe von sauren Gurken im Glas?‘ ‚Ich kann auch gerne wechseln zu frischen Salatgurken, wenn dir das besser gefaellt?‘ Was Minife nicht wusste: der liebe Gott war auf Spontan-Trip per Tele-Transporter in Bangkok. Das gurkenaeugige Huhn-Outfit entsprach seiner augenblicklichen Gemuetsverfassung am besten. Nachdem sich der liebe Gott vorgestellt hatte unterhielten sie sich ueber die aktuelle Weltlage.

Irgendwann fing Minife an sich ueber ihre Eltern auszuweinen. Es war ein Leid ein Kind zu sein. Immer hatten ihre Eltern Recht. Nie hoerten sie zu, wenn sie mal was zu sagen hatte. Das gurkenaeugige Huhn schaute etwas ratlos drein. Schon wieder war Gottes Werk innerhalb der letzten 24 Stunden inperfekt. ‚Da kann ich auch nix machen. Da hilft nur strenge Erziehung. Vielleicht bessern sich deine Eltern noch mal?‘ Zu Naphta sagte er nur: ‚Mein bester Mann. Schwergewichtsklasse. Ungeschlagen!‘ Dann kam noch das Wort zum Sonntag: ‚Das Leben spielt Lotto. Ene mene mu – raus bist du! Aber wir sehen uns ja jetzt oefter? Bis morgen dann! Und tschuess!‘ Bevor Minife wieder einschlief, liess sie den Tag im Kopf retouren. Endlich war sie nicht die Aelteste gewesen, die immer alles abkriegt, wenn ihre Eltern schlechte Laune haben. Das war super! Urlaub von der Family. Urlaub von den Eltern. Ein grosser Bruder und eine grosse Schwester, die sie beschuetzen und behueten.

Wie geht es weiter?

Was gibt es zum Breakfast im Sala Thai Guesthouse?

Wer sind Dam und San?

Fortsetzung folgt